Hans
Werner

Bildhauer

geb. Mechenried bei Haßfurt, 1560

begr. Nürnberg, 13. Sep 1623

∞ Margaretha (begr. 27.2.1617), eine Tochter überlebend. 1586 erstmals in Schweinfurt nachweisbar.

Seine künstlerische Laufbahn begann 1588 in Bamberg, wo er u.a. für den fürstbischöflichen Hof tätig war. 1596/97 erhielt er 10 fl. für die Anfertigung eines Wappens für den neuerbauten Neunkirchner Hof in Nürnberg (ehemals Tetzelgasse 20, nördlich des Peststadels), der fortan als Unterkunft für die Bamberger Gesandten in Nürnberg diente. Nach der Gegenreformation verließ Werner Bamberg aus Glaubensgründen und ließ sich 1600 in Nürnberg nieder. Er wohnte zunächst in der Kothgasse (heutige Brunnengasse), 1617 in der Grasersgasse. Von Nürnberg aus erledigte er auch Aufträge aus Württemberg, Coburg, Bayreuth und Kulmbach. Für Martin Peller lieferte er vier aufwendig gestaltete Kamine für das Vorderhaus und fertigt für ihn eine geschnitzte Vergitterung für eine Ofennische für dessen „Schönes Zimmer“. 1616 arbeitete er am Grabmal des Wilhelm von Streitberg und seiner Gemahlin Anna in der Pfarrkirche zu Ahorn bei Coburg. Seine Tochter Anna Maria heiratete den Bildhauer Veit Dümpel.

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"In den Werken Werners vollzieht sich die frühe Barockisierung der Renaissance. Anfänglich an den architektonischen Rahmen und das Ornament gebunden, entwickelt sich Werner zu dem aus dem Vollen schaffenden Meister mit starkem Persönlichkeitsausdruck, der im Ornament ein Virtuose ist und in der figuralen Plastik die menschliche Figur und ihre bildnismäßige individuelle Durchbildung beherrscht. In dem Ringen der Zeit um eine neue Ausdrucksform ist Werner ein dem Barock weit vorauseilender vereinzelter Kämpfer, der sich in Werken wie dem Grabdenkmal des Bischof Ernst von Mengersdorf in Bamberg, dem Streitberg-Monument in Ahorn, dem Zeughausportal der Plassenburg zu Leistungen von allgemeiner Geltung erhebt. In seinen Putten und häufig angebrachten Selbstbildnissen entwickelt er eine überraschende Beweglichkeit und Natürlichkeit. Er ist ein selbstständiger Meister, der die Entwürfe und Modelle zu seinen Arbeiten selbst macht. Nur zum Epitaph des Bischof Ernst von Mengersdorf hat ihm ein Entwurf (Skizze) Jakob Zieglers d.Ä. vorgelegen. Mit Vorliebe verwendet er feinkörnigen Sandstein, dann auch Alabaster, Marmor und Kalkstein. Auch war er des Holzschnitzens kundig. Er zeichnet mit vollem Namen oder mit den Buchstaben H.W., die auch verbunden vorkommen."

(Fritz Traugott Schulz / Thieme-Becker)

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Werke:

AHORN b. Coburg:
– ev. Pfarrkirche: Prachtgrabmal des Wilhelm von Streitberg und seiner ersten Frau Anna (zusammen mit Veit Dümpel).

NÜRNBERG,
– Johanniskirche: Grabmal Friedrich von Dobschütz, 1601
– Pfarrkirche Kraftshof: Grabmal des Hieronymus Kreß
– Wöhrdertorbastei: drei Wappen, im Oktober 1613 mit 143 Gulden bezahlt
– Tucherschloss in der Hirschelgasse: Kamin
– Portal mit Ochsen auf der Fleischbrücke, 1599
– Fleischbrücke: Fleischhauerbrunnen (zugeschrieben, Kopie, Original im GNM).

MuS: NÜRNBERG, GNM: Alabasterskulptur am Prunkbett der Fam. Scheurl (zus. mit Veit Dümpel).

Lit.: ADB; Thieme-Becker; Nagler, Monogr. III, 1703; Th. Hampe, in: GNM M, 1909; Herold, 1917;

F. Ettinghausen: Hans Werner, Diss. Würzburg 1921; Sitzmann, 1983, S. 572-575;

E. Masa, Freiplastiken; Büchner, 1995; Stadtlexikon 2000.

(zitiert aus dem Nürnberger Künstlerlexikon, Herausgegeben von Manfred H. Grieb)

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Nachträge aus Dehio (Verfasser Tilmann Breuer):

BAMBERG:
– St. Michael, Epitaph für Fürstbischof Veit II. von Würzburg ( † 1577), spätmanieristisch beklemmt, doch von aufwendigem Zierrat, 1580 von H.W.

– St. Michael, Von der gleichen Hand bescheidener, etwas freier das Sandsteinepitaph für Fürstbischof Joh. Georg Zobel von Giebelstadt († 1580).

– St. Michael, Nachweislich von Werner 1595/96 das Epitaph für Fürstbischof Ernst von Mengersdorf († 1581), freilich nach einer Visierung des Hofmalers Jakob Ziegler. Das Epitaph zeigt über dem Aufgebahrten den Aufbau des Tempels, in dem der Jesuknabe die Schriftgelehrten belehrt, als Hinweis auf die Verdienste des Bischofs um das Klerikalseminar.

– Geyerswörth, 1587 das Wappen Fürstbischof Ernst von Mengersdorf über dem Haupttor, Hans Werner zugeschrieben

– Habergasse 11, Bau mit Zierfachwerk von 1582, ein in Sandstein reliefiertes Hauszeichen - Elefant - vielleicht von Hans Werner


BAYREUTH:
– Hl. Dreifaltigkeit, Hochaltar bez. 1615, Stiftung der Markgräfin Maria; Entwurf und Ausführung von Hans Werner, Mitarbeiter Veit Dümpel. Dreiachsiger Holzaufbau mit reichen Schnitzdekor aus Knorpelwerk und Beschlagwerk; seitlicher Abschluß durch Stifterwappen zwischen Zierobelisken, am Auszug Pelikan und Wappen mit Passionsinsignien, flankiert von Engeln und bekrönt durch den Gekreuzigten; reizvolle Seitenwangen.

– Hl. Dreifaltigkeit, Im Neugotischen Taufstein acht qualitätvolle Alabasterreliefs (vom ursprünglichen Taufstein), die Szenen auf das Taufsakrament gezogen, 1615 von Hans Werner.

CADOLZBURG:
– Evangelische Pfarrkirche, in der Sakristei Marmorgrabplatte für Pfarrer Petrus († 1488) mit ganzfiguriger Reliefdarstellung sowie Sandsteinepitaph für Georg von Giech († 1600) von Hans Werner.

FORCHHEIM:
– Kath. Pfarrkirche St. Martin, Epitaph Georg Groß-Pfelders (†1549)

GÖßWEINSTEIN:
– Kath. Pfarr- und Wallfahrtskirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit, Außen an der östlichen Stirnseite Mengersdorf-Epitaph, bez. 1588 Hans Werner, Bildhauer aus Bamberg.

HENFENFELD:
– Evangelische Pfarrkirche St. Nikolaus, Außen zwischen Turm und Chor Pfinzing-Monument; über dem liegenden, reliefierten Grabstein interessanter massiver, säulengetragener Baldachien 1613 von Hans Werner
KIRCHEHRENBACH:
– Katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus, zwei Grabdenkmäler 1593 und 1594, eines bez. Hans Werner, das andere ihm zugeschrieben, wahrscheinlich beide Werkstattarbeiten.

KULMBACH:
– Hochschloß, an der Westfront Sandsteinstatue eines römischen Kriegers um 1600/10 bez. H.W.

– Niederschloss, Christiansturm vermutlich nach einem Gesamtentwurf von Werner 1607

– Kasernenbau, Kellertor, darüber Bacchus von Hans Werner um 1605

– Kommandantenhaus, im Hof antikische Sandsteinfiguren, bez. H.W.

MÜHLHAUSEN ( Kr. Erlangen-Höchstadt):
– Friedhof, Fragment des Grabmals für einen Marschall von Ebnet 1613

POMMERSFELDEN:
– Ev. Pfarrkirche, Familienepitaph für Christoph Truchseß von Pommersfelden († 1565)

SCHWEINFURT:
– Ev. Stadtpfarrkirche St. Johannis, Epitaph Wolf Christoph von Steinau, bez. 1588 H(ans) W(erner).

– Rathaus, in der der Erdgeschoßhalle Kreuzfragment, vom aufgelassenen Alten Friedhof transloziert.

UNTERLEITERBACH:
– Katholische Filialkirche St. Maria Magdalena, Grabdenkmal für die Familie des Joh. Ludwig von Schaumberg, 1588


Stil: Renaissance, Spätrenaissance

Zeit: 17. Jh., 16. Jh.