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Decke des Schönen Zimmers

Decke des Schönen Zimmers Schrägansicht in Richtung Fenster

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Schrägansicht in Richtung Fenster


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Pablo de la Riestra

Decke des Schönen Zimmers Deckenansicht, Ausschnitt

Decke des Schönen Zimmers

Info

1609 1610


Deckenansicht, Ausschnitt


Foto 2023, Pablo de la Riestra

Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Decke des Schönen Zimmers Deckenfelder mit Gemälden, links die Fenster, rechts die Ofennische

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Deckenfelder mit Gemälden, links die Fenster, rechts die Ofennische


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Götter

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Götter


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Saturn (Gott der Erde, der den Menschen Wohlstand und Reichtum bringt. Sein Attribut ist die Sense)

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Saturn (Gott der Erde, der den Menschen Wohlstand und Reichtum bringt. Sein Attribut ist die Sense)


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Saturn, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Saturn, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Jupiter (Herrscher aller Götter, Herr des Himmels. Seine Attribute sind das Zepter, das Blitzbündel und der Adler)

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Jupiter (Herrscher aller Götter, Herr des Himmels. Seine Attribute sind das Zepter, das Blitzbündel und der Adler)


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Jupiter, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Jupiter, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Jupiter, Detailansicht, Putto mit einem Bischofshut

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Jupiter, Detailansicht, Putto mit einem Bischofshut


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Mars (Gott des Krieges. Bekleidet mit einer Rüstung und einem Federbuschhelm)

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Mars (Gott des Krieges. Bekleidet mit einer Rüstung und einem Federbuschhelm)


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Mars, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Mars, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Merkur (Der Götterbote, Gott des Handels, Gewerbe und Verkehrs, Patron der Reisenden und Wanderer, Beschützer der Kaufleute. Bekleidet mit einem Flügelhelm. In seiner Rechten sein Attribut, der Caduceus-Stab)

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Merkur (Der Götterbote, Gott des Handels, Gewerbe und Verkehrs, Patron der Reisenden und Wanderer, Beschützer der Kaufleute. Bekleidet mit einem Flügelhelm. In seiner Rechten sein Attribut, der Caduceus-Stab)


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Merkur, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Merkur, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Merkur, Detailansicht, Putto mit einem Caduceus-Stab

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Merkur, Detailansicht, Putto mit einem Caduceus-Stab


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Jahreszeiten

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Jahreszeiten


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Frühling (Flora, die Blühende. Geschmückt mit Blumenkränzen und von einem Putto begleitet)

Decke des Schönen Zimmers

Info

1609 1610


Frühling (Flora, die Blühende. Geschmückt mit Blumenkränzen und von einem Putto begleitet)


Foto 2023, Theo Noll

Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Decke des Schönen Zimmers Frühling, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Frühling, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Frühling, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Frühling, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Sommer (Ceres, Göttin der Erde und Beschützerin des Ackerbaus)

Decke des Schönen Zimmers

Info

1609 1610


Sommer (Ceres, Göttin der Erde und Beschützerin des Ackerbaus)


Foto 2023, Theo Noll

Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Decke des Schönen Zimmers Sommer, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Sommer, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Herbst (Bacchus, Gott des Weines)

Decke des Schönen Zimmers

Info

1609 1610


Herbst (Bacchus, Gott des Weines)


Foto 2023, Theo Noll

Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Decke des Schönen Zimmers Herbst (Bacchus, Gott des Weines), Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Herbst (Bacchus, Gott des Weines), Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Winter (Boreas, Gott des Nordwindes, ein bärtiger alter Mann, der sich an einem offenen Feuer wärmt)

Decke des Schönen Zimmers

Info

1609 1610


Winter (Boreas, Gott des Nordwindes, ein bärtiger alter Mann, der sich an einem offenen Feuer wärmt)


Foto 2023, Theo Noll

Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Decke des Schönen Zimmers Winter, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Winter, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Göttinnen

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Göttinnen


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Venus (Göttin der Liebe, der Schönheit und der Fruchtbarkeit, zusammen mit ihrem Sohn Amor, dem Liebesgott, einem geflügelten Knaben mit Bogen und Köcher)

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Venus (Göttin der Liebe, der Schönheit und der Fruchtbarkeit, zusammen mit ihrem Sohn Amor, dem Liebesgott, einem geflügelten Knaben mit Bogen und Köcher)


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Venus, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Venus, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Venus, Detailansicht mit Amor

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Venus, Detailansicht mit Amor


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Juno (Göttin der Ehe, Beschützerin der Frauen und der Familie. Dargestellt mit Herrschaftssymbolen und ihrem heiligen Vogel, dem Pfau)

Decke des Schönen Zimmers

Info

1609 1610


Juno (Göttin der Ehe, Beschützerin der Frauen und der Familie. Dargestellt mit Herrschaftssymbolen und ihrem heiligen Vogel, dem Pfau)


Foto 2023, Theo Noll

Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Decke des Schönen Zimmers Juno (Göttin der Ehe, Beschützerin der Frauen und der Familie. Dargestellt mit Herrschaftssymbolen und ihrem heiligen Vogel, dem Pfau), Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Juno (Göttin der Ehe, Beschützerin der Frauen und der Familie. Dargestellt mit Herrschaftssymbolen und ihrem heiligen Vogel, dem Pfau), Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Minerva (Göttin des Krieges, Beschützerin der Künste und Wissenschaften, Patronin des Wissens und der Tugend. Bekleidet mit einem Gewand und Federbuschhelm, umgeben von ihren Attributen: Kanone, Kanonenkugel, Schild, Globus und Musikinstrumenten)

Decke des Schönen Zimmers

Info

1609 1610


Minerva (Göttin des Krieges, Beschützerin der Künste und Wissenschaften, Patronin des Wissens und der Tugend. Bekleidet mit einem Gewand und Federbuschhelm, umgeben von ihren Attributen: Kanone, Kanonenkugel, Schild, Globus und Musikinstrumenten)


Foto 2023, Theo Noll

Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Decke des Schönen Zimmers Minerva, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Minerva, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Minerva, Detailansicht mit Sternzeichen-Globus, Winkel und Musikinstrumenten

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Minerva, Detailansicht mit Sternzeichen-Globus, Winkel und Musikinstrumenten


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Diana (Göttin der Jagd und der Natur, Fruchtbarkeitsgöttin und Mondgöttin. Dargestellt mit einem Bogen in der Rechten, auf einer Mondsichel stehend)

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Diana (Göttin der Jagd und der Natur, Fruchtbarkeitsgöttin und Mondgöttin. Dargestellt mit einem Bogen in der Rechten, auf einer Mondsichel stehend)


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Diana, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Diana, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Kontinente

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Kontinente


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Afrika (Knabe mit einem Löwen)

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Afrika (Knabe mit einem Löwen)


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Afrika, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Afrika, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Europa (Knabe mit Bogen in der Hand. Zu seinen Füßen Kronen und Kriegsgerät)

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Europa (Knabe mit Bogen in der Hand. Zu seinen Füßen Kronen und Kriegsgerät)


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Europa, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Europa, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Amerika (Knabe mit Federkopfschmuck und einem Papagei in der Hand)

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Amerika (Knabe mit Federkopfschmuck und einem Papagei in der Hand)


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Amerika (Knabe mit Federkopfschmuck und einem Papagei in der Hand), Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Amerika (Knabe mit Federkopfschmuck und einem Papagei in der Hand), Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Asien (Knabe mit einem Turban bekleidet, begleitet von einem Sklaven?)

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Asien (Knabe mit einem Turban bekleidet, begleitet von einem Sklaven?)


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Elemente

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Elemente


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Wasser (Neptun, Meeresgott, mit seinem Attribut, dem Dreizack)

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Wasser (Neptun, Meeresgott, mit seinem Attribut, dem Dreizack)


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Feuer (Wohl Prometheus mit Blitzbündel und Fackel, der den Göttern das Feuer stahl und es den Menschen schenkte)

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Feuer (Wohl Prometheus mit Blitzbündel und Fackel, der den Göttern das Feuer stahl und es den Menschen schenkte)


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Prometheus, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Prometheus, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Erde (Kybele, die Magna Mater, Mutter der Götter, mit einem Füllhorn mit Blumen und einer Sichel in den Händen)

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Erde (Kybele, die Magna Mater, Mutter der Götter, mit einem Füllhorn mit Blumen und einer Sichel in den Händen)


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Kybele, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Kybele, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Luft (Ganymed, Sohn des trojanischen Königspaares, entfacht durch seine Schönheit die Liebe Jupiters. In Form eines Adlers entführt er den Jungen in den Olymp, wo er anstelle der Hebe Mundschenk der Götter wird)

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Luft (Ganymed, Sohn des trojanischen Königspaares, entfacht durch seine Schönheit die Liebe Jupiters. In Form eines Adlers entführt er den Jungen in den Olymp, wo er anstelle der Hebe Mundschenk der Götter wird)


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Ganymed mit dem Adler, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Ganymed mit dem Adler, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton (Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung vor menschlichem Übermut)

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton (Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung vor menschlichem Übermut)


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Sturz des Phaeton, Schrägansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Sturz des Phaeton, Schrägansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

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1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Sturz des Phaeton, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Sturz des Phaeton, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

________________________________

(siehe auch: Pellerhaus )
________________________________

Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

Decke des Schönen Zimmers Sturz des Phaeton, Detailansicht

Decke des Schönen Zimmers

1609 1610

Sturz des Phaeton, Detailansicht


Zentrales Deckengemälde: Sturz des Phaeton

Der Sohn des Sonnengottes Helios wollte dessen Sonnenwagen lenken, stürzte jedoch vom Himmel und verbrannte die Erde. Er wurde daraufhin von Jupiter mit einem Blitz erschlagen. Der Sturz des Phaeton ist ein Sinnbild der Selbsterkenntnis und eine Warnung von menschlichem Übermut.

(Infotafel, Stadtmuseum im Fembohaus)

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(siehe auch: Pellerhaus )
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Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus
(Dieter Büchner)

Die Entstehung der Deckenbilder:

Im Verrechnungsbuch Martin Pellers sind neben dem Eintrag für die Schnitzerei der „Ofennische“ weitere sieben Bezahlungen von Malern verzeichnet:

1609:
Ad 28 dito [Januar] zaltt dem Görg Gerttner für zwen drackhenköpff zu mallen und 2 verffen 20,10,-

1610:
13 dito [September] An gmein Cassirer dem Maller und Schrein. 89.10.-
22 dito [Dezember] An Cassa dem Jerg Gertner Maller 81.4.-

1611:
19 dito [Juli] An Cassa dem Jungen Gertner Maller 16.10.-
12 Augusti An Cassa dem Jerg Gertner Maller 8.12.8

1614:
9. dito [November] zalt dem Johann Kreuzfelder Mahler, von seines herrn Schweher, auch sein L. hausfraw [Pellers Schwiegervater Bartholomäus Viatis und seine zweite Ehefrau Florentina, geb. Jäger] Conterfet zuverfertigen, zusamen 24.-.-

1615:
10 dito [Oktober] dem Linhart Prechtel Maller laut auszuegs 12.-

Keiner dieser Einträge kann unmittelbar als Entlohnung für die Deckenbilder des „Schönen Zimmers“ bestimmt werden. Auf Anhieb sind jedoch die beiden letzten auszuschließen: So erfolgte die Bezahlung von Johann Kreuzfelder (gest. 1636) am 9. November 1614 für zwei Portraits und der an Linhart Prechtel, d.h. Leonhard Brechtel d.Ä. (von 1598 – 1622 nachweisbar) gegangene Betrag von 12 Gulden ist viel zu gering für 21 Leinwandbilder1.

Von den namentlich genannten Malern bleibt demnach nur Georg (Jerg/Görg) Gärtner übrig. Zur fraglichen Zeit lebten in Nürnberg zwei Maler dieses Namens, nämlich Georg Gärtner d.Ä. und dessen Sohn. Zwar wird Gärtner im Eintrag vom 19. Juli 1611 ausdrücklich als der „junge“ Gärtner bezeichnet, da die anderen Verbuchungen jedoch nicht spezifiziert sind, können sie sich ebensogut auf Georg Gärtner d.Ä. beziehen. Beide kommen von ihren Lebensdaten her in Frage. Der ältere Gärtner, der im Jahre 1574 anlässlich seiner Heirat erstmals erwähnt wurde, hielt spätestens ab 1580 Lehrlinge, war zu diesem Zeitpunkt also Meister, und wurde am 22. Januar 1612 beerdigt2.  Vom jüngeren Gärtner (gest. 1654) ist zwar weder das Geburtsjahr noch das Erwerbsdatum des Meisterrechts bekannt3, doch muss er dieses schon lange vor der ersten Eintragung im Verrechnungsbuch besessen haben.
(S. 131 – 133)

(...)

Dennoch soll im folgenden nur von Gärtner dem Jüngeren bzw. allgemein von der Gärtner-Werkstatt die Rede sein. Eine strikte Unterscheidung ist schon deshalb nicht sinnvoll, weil Vater und Sohn archivalischen Hinweisen zufolge eine gemeinsame Werkstatt betrieben zu haben scheinen4 und ihr Werk auch stilistisch noch nicht klar voneinander getrennt werden konnten5.
(S. 134)

(...)

Unter der Voraussetzung, dass die beiden Gärtner eine gemeinsame Werkstatt unterhielten, beschäftigten sie von 1592 bis mindestens 1609 ständig wenigstens einen und meist sogar zwei Lehrlinge. Demnach ist anzunehmen, dass die Gärtner-Werkstatt in eben diesen Zeitraum, in dem auch die Deckengemälde des Pellerhauses hergestellt wurden, in ihrer Hochblüte stand.
(S. 156)

(...)

Mit insgesamt sieben verbürgten Lehrlingen hatte der jüngerer Gärtner die meisten Schüler unter allen Nürnberger Malern des frühen 17. Jahrhunderts.
(S.157)

(...)

Mit einer Autorenschaft Gärtners würden sich schließlich auch einige der Besonderheiten erklären lassen, welche an den Deckenbildern des „Schönen Zimmers“ auffielen. So wäre mit der Ausführung durch einen italienunkundigen, jedoch augenscheinlich anpassungsfähigen Maler das überdeutliche Bemühen um eine venezianischen Charakter der Deckenbilder zu begründen. Dessen mangelnde Erfahrung in der Darstellung mythologischer Themen mag zu der ungewöhnlichen Fünfzahl der Pferde beim Phaetonsturz beigetragen haben. Weiter stimmt die geringe Kenntnis in profaner Ikonographie mit der vornehmlichen Tätigkeit Gärtners als Dürernachahmer überein. Dieses wiederum erklärt die bei der Venusdarstellung festgestellte Übernahme von motivischen Elementen der Dürerzeit.
(S. 166)

____________


1  Zu Brechtel: Bösche, 1899, S. 128-129. - Theodor Hampe, Art. "Brechtel", in: Thieme /Becker, Bd. 4, 1910, S.560

2  Die Beschäftigung eines Lehrlings geht aus einem Ratsverlaß des Jahres 1580 hervor. Ratsverlässe, 1580, IV, fol. 32r-32v. Nach: Hampe, 1904 (Ratsverlässe), S.73, Nr. 472. Allgemein zu Gärtner d.Ä.: Doppelmayr, 1730, S. 222. - Georg Kaspar Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon ...; München 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten ...; 5 Bde., München 1858-1879, bd. 2, 1860, S.1084, Nr. 3110. - Lochner, 1875, S. 198. - Bösch, 1899, S. 130-131. - Theodor Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44-45. - Barock in Nürnberg 1600-1750. Aus Anlaß der Dreihundertjahrfeier der Akademie der bildenden Künste, Nürnberg 1962, S. 44 (Peter Strieder). - Baumgartl/Lauterbach/Otto , 1993, S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.Ä. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 292-294).

3  Zu Gärtner d.J.: Doppelmayr, 1730, S. 225. - Nagler, 1835-1852, Bd. 4, 1837, S. 549. - Rettberg, 1854, S. 188. - Nagler, 1858- 1879, Bd. 2, 1860, S. 1049, Nr. 2999 und S. 1056, Nr. 3023, Bd. 3, 1863, S. 1, Nr. 2. - Andreas Andresen, Der deutsche peintre graveur ..., 5 Bd., Leipzig 1864-1878, Bd. 4, S. 270- 277. - Lochner, 1875, S. 198. - Ernst Guhl, Künstlerbriefe, Berlin 1879, S. 351. - Bösch, 1899, S. 130- 131. - Theodor Hampe, in Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44- 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Peter Strieder), S. 98 und S. 101 (Elisabeth Rücker). - Heinrich Geissler, Zeichnungen in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540- 1640, Stuttgart 1979, S. 218- 219. - Gisela Goldberg, Jörg Gärtner, in: berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten, hrsg. von Christoph von Imhoff, Nürnberg 1989, S. 163- 164. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993. S. 158-159. Näheres zum Leben Georg Gärtners d.J. im Kapitel II des Anhangs (in: Das "Schöne Zimmer" aus dem Pellerhaus, Dieter Büchner, 1995, S. 294- 298).

4  Dies ist aus den Angaben ihrer Wohnsitze zu schließen. Der Erbar uns Kunstreich Georg Gertner der Elter wurde zum Zeitpunkt seines Todes am 22. Januar 1612 als flachmaler am Schwabenberg im Kappenzipffel bezeichnet. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607- 1623, fol.86. Für die nur einige Wochen zuvor, am 31. Dezember 1611, verstorbene Frau Gärtners d. J. wird im Sterbemartikel derselbe Wohnort genannt: frau Magdalena des kunstreichen Georg Gärtners des jüngeren flachmalers Ehewirthin am Schwabenberg im Kappenzipffel. LKAN Totenbücher St. Sebald 1607-1623, fol. 85. Die Einträge in den Sterbematrikeln wurden mit geringfügig abweichender Diktion und heute nicht mehr zutreffenden Quellennachweis bereits erwähnt von. Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 44. Von einer gemeinsamen Werkstatt geht auch aus: Goldberg, 1989, S. 164.

5   Hampe, in: Thieme/Becker, Bd. 13, 1920, S. 45. - Barock in Nürnberg, 1962, S. 44 (Strieder). - Geissler, 1979, Bd. 1, S. 218. - Baumgartl/Lauterbach/Otto, 1993, S. 158.

zitiert aus:

Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ aus dem Pellerhaus. Ein bürgerlicher Repräsentationsraum im Nürnberg des frühen 17. Jahrhunderts, Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, 1995


Standort: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus (ehemaliger Standort war im Pellerhaus am Egidienberg)

Entwurf: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Umsetzung: Gärtner (Gertner, Hortulanus), Georg (Jörg) d. J., Gärtner, Georg (Jörg) d. Ä.

Foto 2023, Theo Noll

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