Carl Alexander
Heideloff

Bildhauer, Architekt, Maler, Zeichner, Radierer, Kunsthistoriker, Bauhistoriker

geb. Stuttgart, 02. Apr 1789

gest. Haßfurt, 28. Sep 1865

Als früher Neogotiker war Heideloff für das Nürnberg des 19. Jahrhunderts prägend. Es ist schon wichtig genug, dass ein Architekt dieser Zeit das Mittelalter würdigte. Widersprüchlich bleibt trotzdem sein Gotikverständnis, da er eigentlich klassisch dachte. Schinkel und Heideloff war eine eigenwillige Vorstellung vom Mittelalter eigen. Entsprechend merkwürdig waren die untergegangenen Nürnberger Fassaden Heideloffs (so das Wißsches Haus am Hauptmarkt ). Nach Gutdünken vertrieb Heideloff den Flügelaltar von Riemenschneider in St. Jakob in Rothenburg aus dem Westchor, ungeachtet seiner indisputablen künstlerischen Begabung.
Die durch Heideloff 1824 restaurierten Türflügel des Brautportals von St. Lorenz hinterließen weder echte Gotik noch echte Neogotik: ein kunstgeschichtlich manipuliertes Werk. Ähnlich war dies bei der Jakobskirche in Nürnberg, die geplante Umgestaltung hätte die ganze Kirche verfälscht, zu der Veränderung am Turm ist es nicht gekommen. Die Westfassade verlor das ursprünglich kompositionsbestimmende Treppengehäuse, das Heideloff durch ein Maßwerkfenster ersetzte.

Dr. Pablo de la Riestra


__________________


Heideloff, Carl Alexander,

(nicht „von“), Architekt, Maler, Zeichner, Radierer, Bildhauer, Kunst- und Bauhistoriker, Kunstschriftsteller, Sammler,


* 2. get. 4. 2. 1789 Stuttgart – † 28. 9. 1865 Haßfurt, begr. auf dem Friedhof bei der Ritter-Kapelle. Sohn des Wilhelm Viktor Peter, Hof- und Theatermaler. ∞ 21.11. 1830 Philippina Dorothea Catharina (Doris, *15.7. 1795 – † 27.10.1851), Tochter des Kaufmanns Matthäus Bartels, eine Tochter, ein Sohn. Schüler seines Vaters. Studium an der Hohen Carls-Schule Stuttgart unter Johann Heinrich Dannecker und J. J. Atzel, insbesondere prägten ihn der Architekt Nicolaus Friedrich Thouret und der Galeriedirektor Johann Baptist Seele. In der Theatermalerei wurde er von Gotthard von Müller und von seinem Onkel Alois →Keim unterwiesen. Erste Anstellung als Dekorationsmaler in württembergischen Schlössern. 1816 bei Herzog Ernst I. am Hof in Coburg als Maler für Schloß Ehrenburg und Architekt für Schloß Rosenau. Seit 1816 wiederholt in Nürnberg, 1820 Umzug, wo er mit Restaurierungsarbeiten an Nürnberger Kirchen betraut wurde. Er war wiederholt für das städt. Bauwesen tätig, jedoch ohne feste Anstellung und mit unklaren Kompetenzbereichen, was immer wieder Grund für Konflikte war. 1822 gründete er eine private Bauschule, aus der 1823 die Polytechnische Schule hervorging, die ab 1828 seine Lehrtätigkeit bezahlte. 1833 erhielt er an der inzwischen staatlichen Institution eine Professur und leitete sie bis 1854 als Direktor. Bernhard →Solger, Georg →Eberlein, Johann Friedrich Karl Christoph Joachim Frhr. →Haller von Hallerstein, Paul und Lorenz →Ritter zählten zu seinen Schülern. Am 10.9.1830 erhielt er das Bürgerrecht, 1837 zum kgl. Konservator der Kunstdenkmäler in Nürnberg ernannt. Er strebte die Wiedereinführung des gotischen Stils an, womit er jedoch sowohl bei der Stadtverwaltung als auch beim liberalen Bürgertum mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. 1830 wohnte Heideloff Hintere Insel Schütt 15, zwei Jahre später zog die Familie nach Hauptmarkt 27 um, 1837 nach Theresienstraße 2/Fünferplatz 1. 1856 ging Heideloff nach Haßfurt, um sich der Erforschung und Restaurierung der dortigen Ritterkapelle zu widmen. 564 Zeichnungen, Gemälde, Graphiken, Archivalien und Bücher aus seinem Nachlaß wurden am 8.10.1866 in Nürnberg versteigert. Von seinen Werken ist heute nur noch der Dürer-Pirckheimer-Brunnen am Maxplatz erhalten. Panzer verzeichnete zwei Bildnisse Nürnberger Bürger als Vorlagen zu Portraitstichen mit seiner Signatur. Der Heideloffplatz und die Heideloffstraße wurden nach ihm benannt. Der schriftliche Nachlaß befindet sich im Archiv für Bildende Kunst des GNM.

Werke:
ANSBACH: Denkmal für Johann Peter Uz, 1823.
NÜRNBERG, Maxplatz: Dürer-Pirckheimer-Brunnen, 1820/21 (Entwurf); –, Sebalduskirche: Hochaltar, 1823; –, Sebalduskirche: Hochaltar und Kanzel, 1839/40; –, Lorenzer Pfarrhof: Wiederherstellung, 1840–46; –, Rosenau: Wiß’sches Landhaus (Alhambra), 1839; –, Schwarz'sches Haus, Lorenzer Platz 17: Umgestaltung, 1822/23; Klett'sches Haus, Theresienplatz 8: Umgestaltung, 1823; –, Platner'sches Haus, Egidienplatz 25-29: Umgestaltung, 1828; –, Thumenberg, Platner’sches Schloß: Umgestaltung, 1837/38; –, Wiß-sches Haus, Hauptmarkt 26: Umgestaltung, 1854.
REICHENSCHWAND, Schloßfassade.

VERÖFFENTLICHUNGEN: Baudenkmale der Vorzeit oder Musterbuch der altdeutschen Baukunst, Nürnberg 1838; Ornamentik des Mittelalters, um 1855; Verz. s. Urs Boeck, in: MVGN 48, 1958 und Norbert Götz, 1981.

MuS: NÜRNBERG, MStN: Zeichnungen, Vorlagen, Kupfer- und Stahlstiche. –, StadtAN. –, GNM.

Lit.: Thieme-Becker; Katalog der literar. & artist. Nachlassenschaft des Architekten und Prof. C. von Heideloff ... welche den 8.10.1866 ... zu Nürnberg ... versteigert werden; Urs Boeck, in: MVGN 48, 1958; Ders.: K. A. von Heideloff, in: Fränk. Lebensbilder, 9, 1980; Götz, 1981; K. Müller, in: MVGN 77, 1990; Broda, 1996; Stadtlexikon 2000; Erlanger/Fischer, 2000; Nürnberg Architektur, 2002.

Ausst.: 1834/1; 1909/1; 1942/1; 1954/3; 1971/8 Nr. 10, 15, 16, 23, 27, 28, 31; 1976/8; 1990/21; 1991/1; 1996/1; 2002/4; 2006/3, Abb. 137.


(zitiert aus dem Nürnberger Künstlerlexikon, Herausgegeben von Manfred H. Grieb)



Stil: Klassizismus, Neogotik

Zeit: 19. Jh.