1902
Detailansicht
Im Haus Lanzinger Hof 2 wohnten seit September 1892 Prostituierte. Aus den Polizeiakten ist der Fall einer Kellnerin aus Prag bekannt, die bei ihrer Befragung 1905 aussagte, dass sie 1902 unter Vorspiegelungen falscher Tatsachen von der Bordellbesitzerin abgeholt und in Nürnberg von ihr dazu gebracht wurde, als Prostituierte zu arbeiten. Auch in den benachbarten Häusern waren Bordelle untergebracht (Thoben, Claudia: Prostitution in Nürnberg. Wahrnehmung und Maßregelung zwischen 1871 und 1945, Nürnberg 2007, S. 166, 169 und S. 239).
Über Jahre hinweg protestierten die Anwohner gegen die Situation. Vom 18.8.1905 datiert die folgende Beschwerde: „Die Zustände, welche in dem fraglichen Teil der Breitengasse aus Anlaß des Bordellbetriebes im Lanzingerhof in den Abend- und Nachtstunden herrschen, spotten jeder Beschreibung und sind unvereinbar mit den Geboten der Ruhe und Ordnung sowie der Sitte, auf deren Einhaltung doch sonst in unserer Stadt mit größtem Nachdruck bestanden wird. [... ] Während der ganzen Nacht fahren vor dem Eingang, welcher von der Breitengasse zum Lanzingerhof führt, Droschken an und ab. Man hört stundenlang das Stampfen der Pferde und die alles weniger als erbaulichen Redensarten und Gespräche der Kutscher welche warten müssen, bis ihre Fahrgäste von jenen Stätten der Unzucht wieder zurückkehren. Nicht immer friedlich und still spielt sich auch der Verkehr zwischen Kutschern und Fahrgästen ab, sondern leider nur zu oft dringen Worte an die Ohren der Bewohner jenes Teiles der Breitengasse, welche jeden nur einigermaßen anständig denkenden Menschen auf das Tiefste empören müssen. Den Gipfelpunkt aber des Widerwärtigen und alle Begriffe des Anstandes und der Sitten Verletzenden bildet das Verhalten der zahlreichen Besucher dieser Freudenhäuser, welche einzeln und in Gruppen auf ihrem Wege dorthin und von dort die Breitegasse passieren. Man hört alle jene Dinge besprechen, welche sich an diesen verrufenen Stätten abspielen. Das Milieu, in welchem sich diese Leute kurz vorher noch bewegten oder in kurzem aufzuhalten hoffen, umfängt ihre Sinne und wird so in schamlosester Weise durch Reden und Gebärden in die Öffentlichkeit übertragen“ (zitiert nach Thoben, S. 170).
Standort: Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg, Inventar-Nr. Gr.A. 15428
Entwurf: Schmidt, Georg
Umsetzung: Schmidt, Georg
Material: Aquarell, 24,8 x 16,7 cm
Foto 2022, Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg
1902
Detailansicht mit Blick in Richtung Breite Gasse. Der Poller verhinderte die Einfahrt der Fahrzeuge in den Lanzingerhof, die deshalb zur Verärgerung der Anwohner bis zur Rückkehr der Freier in der Breiten Gasse standen.
Im Haus Lanzinger Hof 2 wohnten seit September 1892 Prostituierte. Aus den Polizeiakten ist der Fall einer Kellnerin aus Prag bekannt, die bei ihrer Befragung 1905 aussagte, dass sie 1902 unter Vorspiegelungen falscher Tatsachen von der Bordellbesitzerin abgeholt und in Nürnberg von ihr dazu gebracht wurde, als Prostituierte zu arbeiten. Auch in den benachbarten Häusern waren Bordelle untergebracht (Thoben, Claudia: Prostitution in Nürnberg. Wahrnehmung und Maßregelung zwischen 1871 und 1945, Nürnberg 2007, S. 166, 169 und S. 239).
Über Jahre hinweg protestierten die Anwohner gegen die Situation. Vom 18.8.1905 datiert die folgende Beschwerde: „Die Zustände, welche in dem fraglichen Teil der Breitengasse aus Anlaß des Bordellbetriebes im Lanzingerhof in den Abend- und Nachtstunden herrschen, spotten jeder Beschreibung und sind unvereinbar mit den Geboten der Ruhe und Ordnung sowie der Sitte, auf deren Einhaltung doch sonst in unserer Stadt mit größtem Nachdruck bestanden wird. [... ] Während der ganzen Nacht fahren vor dem Eingang, welcher von der Breitengasse zum Lanzingerhof führt, Droschken an und ab. Man hört stundenlang das Stampfen der Pferde und die alles weniger als erbaulichen Redensarten und Gespräche der Kutscher welche warten müssen, bis ihre Fahrgäste von jenen Stätten der Unzucht wieder zurückkehren. Nicht immer friedlich und still spielt sich auch der Verkehr zwischen Kutschern und Fahrgästen ab, sondern leider nur zu oft dringen Worte an die Ohren der Bewohner jenes Teiles der Breitengasse, welche jeden nur einigermaßen anständig denkenden Menschen auf das Tiefste empören müssen. Den Gipfelpunkt aber des Widerwärtigen und alle Begriffe des Anstandes und der Sitten Verletzenden bildet das Verhalten der zahlreichen Besucher dieser Freudenhäuser, welche einzeln und in Gruppen auf ihrem Wege dorthin und von dort die Breitegasse passieren. Man hört alle jene Dinge besprechen, welche sich an diesen verrufenen Stätten abspielen. Das Milieu, in welchem sich diese Leute kurz vorher noch bewegten oder in kurzem aufzuhalten hoffen, umfängt ihre Sinne und wird so in schamlosester Weise durch Reden und Gebärden in die Öffentlichkeit übertragen“ (zitiert nach Thoben, S. 170).
Standort: Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg, Inventar-Nr. Gr.A. 15428
Entwurf: Schmidt, Georg
Umsetzung: Schmidt, Georg
Material: Aquarell, 24,8 x 16,7 cm
Foto 2022, Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg
1902
Im Haus Lanzinger Hof 2 wohnten seit September 1892 Prostituierte. Aus den Polizeiakten ist der Fall einer Kellnerin aus Prag bekannt, die bei ihrer Befragung 1905 aussagte, dass sie 1902 unter Vorspiegelungen falscher Tatsachen von der Bordellbesitzerin abgeholt und in Nürnberg von ihr dazu gebracht wurde, als Prostituierte zu arbeiten. Auch in den benachbarten Häusern waren Bordelle untergebracht (Thoben, Claudia: Prostitution in Nürnberg. Wahrnehmung und Maßregelung zwischen 1871 und 1945, Nürnberg 2007, S. 166, 169 und S. 239).
Über Jahre hinweg protestierten die Anwohner gegen die Situation. Vom 18.8.1905 datiert die folgende Beschwerde: „Die Zustände, welche in dem fraglichen Teil der Breitengasse aus Anlaß des Bordellbetriebes im Lanzingerhof in den Abend- und Nachtstunden herrschen, spotten jeder Beschreibung und sind unvereinbar mit den Geboten der Ruhe und Ordnung sowie der Sitte, auf deren Einhaltung doch sonst in unserer Stadt mit größtem Nachdruck bestanden wird. [... ] Während der ganzen Nacht fahren vor dem Eingang, welcher von der Breitengasse zum Lanzingerhof führt, Droschken an und ab. Man hört stundenlang das Stampfen der Pferde und die alles weniger als erbaulichen Redensarten und Gespräche der Kutscher welche warten müssen, bis ihre Fahrgäste von jenen Stätten der Unzucht wieder zurückkehren. Nicht immer friedlich und still spielt sich auch der Verkehr zwischen Kutschern und Fahrgästen ab, sondern leider nur zu oft dringen Worte an die Ohren der Bewohner jenes Teiles der Breitengasse, welche jeden nur einigermaßen anständig denkenden Menschen auf das Tiefste empören müssen. Den Gipfelpunkt aber des Widerwärtigen und alle Begriffe des Anstandes und der Sitten Verletzenden bildet das Verhalten der zahlreichen Besucher dieser Freudenhäuser, welche einzeln und in Gruppen auf ihrem Wege dorthin und von dort die Breitegasse passieren. Man hört alle jene Dinge besprechen, welche sich an diesen verrufenen Stätten abspielen. Das Milieu, in welchem sich diese Leute kurz vorher noch bewegten oder in kurzem aufzuhalten hoffen, umfängt ihre Sinne und wird so in schamlosester Weise durch Reden und Gebärden in die Öffentlichkeit übertragen“ (zitiert nach Thoben, S. 170).
Standort: Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg, Inventar-Nr. Gr.A. 15428
Entwurf: Schmidt, Georg
Umsetzung: Schmidt, Georg
Material: Aquarell, 24,8 x 16,7 cm
Foto 2022, Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg
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