geb. nach Nürnberg, 1488
gest. Leipzig, 08. Sep 1550
Dritter Sohn des Peter d. Ä., Rotschmied. ∞ vor 2.8.1529 Kunigunde Schweiker († 1547), Kinder. Sicher Ausbildung in der väterlichen Werkstatt. Die nach 1517 entstandene Grabplatte für Abt Georg Vischer in Mittelzell/Reichenau besitzt auf dem Sudarium die versteckte Signatur „ANHSF“ und wurde womöglich von Hans Vischer maßgeblich geschaffen. Nach dem Tod des Vaters 1529 Übernahme der Werkstatt. Durch die Auszahlung der Erben war er stark verschuldet und musste im Laufe der Zeit Teile seines Besitzes verkaufen. Am 22.5.1532 wurde Hans Vischer durch Befehl des Rats als Meister in das Rotschmiedehandwerk aufgenommen und in das Meisterbuch der Stadt eingetragen. Er schloss einen jahrelangen Streit um das Fuggergitter ab. Das von den Brüdern Ulrich († 1510), Georg († 1516) und Jakob († 1525) Fugger aus Augsburg bei Peter Vischer d. Ä. bestellte Prachtgitter für deren Grabkapelle in der St. Annakirche zu Augsburg wurde von den Erben nach Einführung der Reformation nicht abgenommen und 1529 unter Verzicht auf die Anzahlungen in Höhe von 1427 fl. rh. 11 sh. und 8 hlr. den Söhnen Vischers überlassen. 1530 erwarb es der Rat der Stadt für 940 fl. 5 lb. und 6 sh. 1536 erhielt Hans Vischer den Auftrag, das Gitter zu ergänzen, um es im Rathaussaal aufzustellen. Die Fertigstellung zog sich bis Januar 1540 hin, der Gesamtpreis belief sich auf 2796½ fl., einschließlich der ursprünglich vom Rat bezahlten 940 fl. 1806 wurde es auf Anweisung der Bayer. Regierung als Bruchmessing verkauft, der Erlös betrug 11.900 fl. bei einem Gewicht von 118,3 Zentnern. Zwei reliefierte Bogenfelder und zwei Friese befinden sich auf Schloß Montrottier bei Annecy/Savoyen (Musée Leon Marès). 1534 gab es Streit um eine Anzahlung für ein Grabdenkmal des Bischofs von Krakau, Piotr Tomicki, das vermutlich nie abgeliefert wurde. Im gleichen Jahr goss Hans Vischer zwei große Messingleuchter für die Sigismundkapelle in Krakau, 177 cm hoch, Auftraggeber war Sigismund I., König von Polen. Anfang der 1530er Jahre wurden Werke fertiggestellt aus Aufträgen, die teilweise noch vor 1529 erteilt worden waren, wie das Marienepitaph für Kardinal Albrecht von Brandenburg in Aschaffenburg (Stiftskirche, 1530) und das Tischgrab für Kurfürst Johann Cicero in Berlin (Dom, 1530). Letztes bedeutendes Werk ist die 1541 in Hochrelief gegossene Grabfigur des Grafen Hoyer VI. von Mansfeld-Vorderort für dessen in Stein ausgeführter Grabanlage in der Andreaskirche in Eisleben, die noch einmal die technische Meisterschaft Vischers zeigt. Mit Rv. vom 11.1.1529 wurde Hans Vischer Nachfolger seines Vaters als Gassenhauptmann im Barfüßerviertel. Am 12.3.1544 verkaufte er mit seiner Frau Kunigunde ein Haus am Katharinengraben (heute Peter-Vischer-Straße) für 640 fl. an den Haubenschmied Conrad Hofmann. Laut Rv. vom 18.7.1549 wurde Hans Vischer erlaubt, fünf Jahre in Eichstätt oder anderenorts ohne Ausübung des Handwerks zu wohnen, ohne sein Nürnberger Bürgerrecht aufgeben zu müssen. Panzer verzeichnete sein Portrait, zusammen mit seinen Brüdern.
Werke:
ASCHAFFENBURG, Stiftskirche St. Peter und Alexander: Grabanlage des Kardinals Albrecht von Brandenburg, bestehend aus Grabplatte, 2,65 x 1,40 m, 1523-25 (von →Peter d. Ä.), Marienepitaph „Maria auf der Mondsichel“, 1527-30, Baldachin, 1536.
BAD MERGENTHEIM, Kath. Marienkirche: Wandgrabplatte für Hochmeister Walther von Cronberg, 1539.
BAMBERG, Dom: Grabplatten der Domherren: Georg von Bibra (1536/1537), Daniel von Redwitz († 1537) und Andreas Fuchs († 1543).
BRESLAU, Elisabethkirche: Epitaph für Sebastian von Monau, um 1535.
LICHTENFELS, Pfarrkirche: Grabplatte der Walburga von Schaumberg, um 1529 und Grabplatte des Wolf von Schaumberg († 12.9.1529).
MERSEBURG, Dom: Wandgrab für Bischof Sigismund von Lindenau, um 1537/1538.
NÜRNBERG, Lorenzkirche: Epitaph des Dr. Hector Pömer d. J. († 1541).
WITTENBERG, Schloßkirche: Grabanlage für Kurfürst Johann des Beständigen, 1532-34.
WÜRZBURG, Dom: Grabplatte für Johann von Guttenberg († 1538).
MuS:
LONDON, British Museum, Christus und die kanaanäische Frau, Zeichnung, 1543.
MÜNCHEN, BNM: Gedächtnisplatte zur Einführung der Reformation in Neuburg/Donau. mit der Darstellung „Christus und die kanaanäische Frau“, 1543.
Lit.: ADB; Thieme-Becker; Neudörfer-Lochner, 1875 S. 30, 34-37; Bergau, in: Rep. f. Kw. Bd. 2, 1879 S. 51-62; Hampe, Rv.; Dehio, Baden-Württemberg, 1964 S. 21, 388; Dehio, Halle, 1978; Burger, 1972 Nr. 4224; Pechstein, in: Lebensbilder Franken 7; Stadtlexikon 2000; S. Hauschke: Monumente der „alten Kirche“ – Grabdenkmäler von Peter Vischer dem Älteren und Hans Vischer in Halle, Merseburg und Eisleben, in: A. Tacke (Hrsg.), Der Kardinal Albrecht von Brandenburg, Reichsfürst und Mäzen, Essayband. Regensburg 2006, S. 365-377; Hauschke, Vischer, 2006 mit WV.
Ausst.: 1986/7 Nr. 199; 2002/1 Abb. 64.
Sven Hauschke
(zitiert aus dem Nürnberger Künstlerlexikon, Herausgegeben von Manfred H. Grieb)
Zeit: 16. Jh.