geb. Nürnberg, 11. Mai 1563
gest. Nürnberg, 22. Dez 1618
* 11. get. 12. 5. 1563 Nürnberg – † 22. begr. 25. 12. 1618 Nürnberg.
Sohn des →Hans d. J.; Enkel des →Wenzel; Vater des →Hans Christoph. ∞ 17.5.1592 Clara (get. 27.5.1567 – begr. 24.1.1640), geb. Glatz, Witwe des Stephan Eppenbach, Federmacher, drei Söhne, sechs Töchter. Lehre vermutlich in der väterlichen Werkstatt. Am 3.2.1592 bestand er die Meisterprüfung. 1607-18 Genannter, 1613-17 Geschworener. Christoph war neben seinem Großvater Wenzel das bedeutendste Mitglied der Goldschmiedefamilie Jamnitzer. Vor allem seine Leistungen als Plastiker und Entwerfer von Goldschmiedearbeiten, aber auch von Ornamentvorlagen sind hervorzuheben. Er fertigte einen 12 kg schweren Adler aus Silber, der 1595 von der Bürgerschaft Ösels dem König von Dänemark überreicht wurde; 1640 schenkte ihn Christoph IV. von Dänemark dem russischen Zaren. 1603 führte Jamnitzer umfangreiche Aufträge für Kaiser Rudolph II. aus, darunter das Trionfi-Lavabo (KhM Wien); am 1.4.1603 wurde ihm ein Betrag von 4024 fl. ausbezahlt. 1609 besuchte Jamnitzer den Kaiser in Prag. 1613 führte er Erzherzog Maximilian von Bayern ein silbervergoldetes Gießbecken in München vor. Zu seinen Auftraggebern zählte auch der Nürnberger Rat, der 1615 zwei Arbeiten Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz und dessen Frau Elisabeth verehrte. 1617 wohnte bei ihm der Bildhauer Leonhard →Kern, der nach Jamnitzers Entwürfen die Figuren zu den Rathausportalen schuf. Ebenfalls 1617 streckte ihm der Rat 1479 fl. vor, wofür er die heute in Stockholm befindlichen Globuspokale fertigen sollte. Nach seinem Tod kamen diese in noch unvollendetem Zustand an den Rat, der sie 1632 von Jeremias →Ritter fertigstellen ließ und König Gustav Adolph schenkte. 1610 brachte Jamnitzer das „Neuw Grotteßken Buch ...“ heraus, das drei Kupfertitel und 60 Kupfertafeln enthält, Nachdruck 1966. Auch sind von ihm radierte Kinderspiele bekannt. Er bildete folgende Lehrlinge aus: Endreß Ekinger (1596-1603); Martin Stam aus Posen (1596-1600); Hans Heinrich Hoffman aus der Schweiz (1600-07); Jörg Diemer (1606-10); Adam Kuderel (1606-12); Heinrich Kitt aus Zürich (1609-14, wurde 1625 Meister in Zürich); Christoph Hellwig (bis 1620, lernte bei der Witwe aus); Hanns Angerer (1615-21, lernte bei der Witwe aus). Am 4.4.1603 erwarb er mit seiner Frau um 1750 fl. das Haus Albrecht-Dürer-Straße 22, das seine Witwe 1620 um 2800 fl. an den Kunsthändler Balthasar →Caymox verkaufte. Sein 1597 von Lorenz →Strauch gemaltes Portrait befindet sich im Besitz der MStN. Panzer verzeichnete sein Portrait. Seine Witwe wohnte bei ihrem Tod in der Wolfsgasse (Mummenhoffstraße).
Werke:
ANSBACH, ev. Kirche St. Johannis: Hostiendose, um 1600.
NÜRNBERG, Rathaus, Wolffscher Bau, Nord-, Mittel- und Südportal: Entwurf der Portalfiguren und Wappenkartuschen, 1617.
MuS:
ANSBACH, Johanniskirche. BERLIN, KgM. DRESDEN, Grünes Gewölbe. LONDON, V&A. MOSKAU, Rüstkammer des Kremel. MÜNCHEN, BNM: Mohrenkopfpokal u.a. NÜRNBERG, GNM: Milon von Kroton-Schale. STOCKHOLM, Kungl. Husgerådskammaren: zwei Silbergloben (mit Jeremias →Ritter und Johann →Hauer). WIEN, KhM. Zeichnungen: ERLANGEN, GS der UB. COBURG, KS der Veste.
Lit.:
ADB; NDB; Thieme-Becker; Rosenberg 3839; Doppelmayr, 1730; Mummenhoff, Rathaus; E. Wernicke, in: MVGN 10, 1893; Stockbauer, 1893 Nr. 548; Hampe, Rv.; G. Kuhr, in: MVGN 61, 1974; Weber, Renaissanceplaketten 1975; K. Pechstein, in: GNM A, 1977; G. Irmscher, in: GNM A, 1981; K. Pechstein, in: Fränkische Lebensbilder 10, 1982; Jamnitzer, 1985; Renate Eikelmann (Hrsg.): Der Mohrenkopfpokal von Christoph Jamnitzer. Katalog zur Ausstellung des BNM vom 17. April bis 7. Juli 2002; Goldschmiedekunst, 2007 Nr. 400; Kohn, NHb Sebald.
Das Rathaus in Nürnberg, Ernst Mummenhof, 1891, S. 134-138
Ausst.: 1906/2; 1952/5; 1962/5; 1987/18; 1992/17, –/18; 2002/1 Nr. 69; 2004/6 S. 41.
(zitiert aus dem Nürnberger Künstlerlexikon, Herausgegeben von Manfred H. Grieb)
Stil: Renaissance