geb. Speyer
begr. Nürnberg, 15. Mai 1516
* vermutlich Speyer – begr. 15. 5. 1516 Nürnberg.
Vater oder Onkel des Wolf Traut. ∞ Katharina, zwei Töchter nachgewiesen. 1477 erwarb „Hanns Trautt Maler“ für 2 fl. das Nürnberger Bürgerrecht.
1488-1504 erhielt er Zahlungen von den Äbten des Zisterzienserklosters Heilsbronn, u.a. für Glasmalereien mit einer Muttergottes und einem Heilsbronner Wappen für das Kapitelhaus.
1491/93 wurde er für Arbeiten von Kurfürst Friedrich dem Weisen von Sachsen bezahlt.
1494 war Traut mit Rupprecht Kolberger wegen eines Bretts oder Tafel in einen Rechtsstreit verwickelt.
1496 zahlte ihm der Nürnberger Rat 10 Schillinge für die Ausbesserung von Wappenschilden.
1499 hatte Traut eine Auseinandersetzung mit dem Schreiner Hans Mullner und im selben Jahr mit Diepolt Zeller aus Eichstätt wegen einer vertragsmäßig übernommenen Arbeit; der Rat stellte ihm zwei Empfehlungsschreiben aus.
1502 war Traut Zeuge bei der Schließung eines Ehevertrags. Zwei Jahre später ließ der Rat den Wert eines Schildes bei ihm schätzen und das Ergebnis Ernst von Vestenberg mitteilen. Traut arbeitete mit Veit Stoß zusammen, dem er 1505 Geld für Bildschnitzereien schuldete.
1510 und 1511 bürgte „Hanns von Speyer“ für den Schreiner Hans Baldauf. Aus dem 1479 angelegten Brunnenbuch geht hervor, daß er in der Spitalgasse 9 zur Miete bei der Messererin Katharina Pömler wohnte.
1506 und 1508 verpflichtete er sich zur Zahlung von 46 fl. und 3 Ort bzw. 40 fl. rh. Mietzins an Marquart Mendel.
Traut wohnte, wie ein posthumer Eintrag in die Libri Litterarum verrät, in der Bindergasse, wo Mendel das Haus Bindergasse 7/ Theresienstraße 16 besaß. Lt. Neudörfer erblindete Traut im Alter.
Die Totengeläutbücher von St. Sebald und St. Lorenz verzeichnen 1516 Geläut für den Maler Hans von Speyer.
Panzer verzeichnete Trauts Portrait.
Die Hans-Traut-Straße in Nürnberg wurde nach ihm benannt. Nach den Schriftquellen gibt es zwei für Traut als gesichert geltende Werke: das Marienretabel (Katzwang, Marienkirche) ist auf der Rückseite eines Predellenreliefs mit der Signatur: „• 1498 • in die assu(mp)tio(nis) mar(iae) hans trawt vo(n) speir maler“ bezeichnet; die Zeichnung eines Hl. Sebastian (Erlangen, UB) wurde angeblich von Dürer mit der Notiz „dz hatt Hans trawt zu normerchgk gemacht“ versehen. Das Wasserzeichen des Papiers ist um 1480 in Nürnberg nachgewiesen.
Johann Neudörfer gibt an, Traut habe den heute zerstörten Kreuzgang der Augustinerkirche in Nürnberg ausgemalt. Der inkonsequente Gebrauch von Namen, Berufs- und Herkunftsbezeichnungen sowie der genannte posthume Eintrag, der hervorhebt, daß Traut „gemeinglich nur Hanns vonn Speier genennt wordenn“ sei, hat in der Forschung zu der Annahme geführt, es habe zwei Maler desselben Namens gegeben, die nacheinander aus Speyer nach Nürnberg einwanderten. Nach Gümbels Annahme sei der lt. Eintrag in das Buch der Neubürger im Jahr 1477 aufgenommene Maler Hans Traut bereits 1487 gestorben. Das Totengeläutbuch von St. Lorenz verzeichnet für dieses Jahr ein Totengeläut für einen „Hanß von Speyer“. Im Totengeläutbuch von St. Sebald ist hingegen ein „Hanns Drack von Speyer“ aufgeführt. Gümbel hielt dies für eine Verschreibung. Ein 1491 eingewanderter „Hans von Speyer“ ohne Berufsangabe sei, so Gümbel, ein jüngerer Verwandter des älteren Hans Traut und sei seinerseits 1516 verstorben. Bereits Rauch lehnte die These von zwei Malern aufgrund der unkritischen Schlußfolgerung zu Recht ab. Von anderen Argumenten gestützt, hält sie sich jedoch bis in die jüngste Zeit. Hauptargument ist nun die Unvereinbarkeit der exquisiten Sebastianszeichnung mit den plakativ anmutenden Gemälden in Katzwang. Strieder hielt die Zeichnung für das Werk des älteren Malers, die Gemälde des Retabels für die Arbeit des Jüngeren. Eine Verwandtschaft wurde hingegen zwischen Zeichnung und der qualitätvollen Sebastiansfigur auf dem 1487 datierten Veitsaltar aus dem Augustinerkloster (Nürnberg, GNM) gesehen, an dessen Ausführung, der These von zwei Malern folgend, der ältere Traut beteiligt gewesen sein soll. Scholz stellte zudem eine Verbindung zu einem Glasgemälde des Hl. Sebastian aus der Tucherkapelle her (heute auf Schloß Drehna).
Tatsächlich lebte in Nürnberg ein zweiter Meister namens Hans Traut. Sein Beruf war jedoch Goldschmied. Nicht gänzlich auszuschließen ist deshalb, daß die Zeichnung die Visierung zu einer Goldschmiedearbeit darstellt. Aufgrund der Verwandtschaft zwischen den Figurentypen des Marienretabels in Katzwang und des Hl. Sebastian erscheint es jedoch durchaus plausibel, daß beide Werke aus derselben Malerwerkstatt stammen. Dem „Hl. Sebastian“ kommt in seiner Eigenschaft als Zeichnung eine größere Authentizität zu als dem Retabel. Die Bezeichnung auf der Predella ist möglicherweise nur als Werkstattsignatur zu verstehen. Stilistische Untersuchungen haben ergeben, daß die Tafeln des Retabels von mindestens zwei Malern ausgeführt wurde. Der Hauptmaler des Marienretabels ist noch einmal in Langenzenn und Heilsbronn nachweisbar. Ob es sich bei ihm um Traut handelt, ist offen. Sicherlich stand Traut einer größeren Werkstatt vor. Seine Mitarbeiter pflegten einen eng verwandten, im Vergleich mit der Wolgemut-Werkstatt farbintensiven Stil, der von einfach komponierten Figuren und Szenen und einem opaken Farbauftrag gekennzeichnet ist. Die für einige Traut zugeschriebene Werke angenommene Beteiligung Wolf Trauts kann nicht verifiziert werden. Die Revision von Hans Trauts Oeuvre ist ein Desiderat der Forschung.
Werke: Gemälde: FRANKFURT/Main, Städel: Bildnis des Kurfürsten Friedrich des Weisen(?). HEILSBRONN, St. Maria und Jakobus: Hochaltarretabel u.a. Altargemälde. KATZWANG, Marienkirche: Marienretabel, dat. 1498. LANGENZENN, Augustinerkirche: Kreuzabnahmeretabel. NÜRNBERG, Lorenzkirche: Löffelholz-Epitaph, dat. 1504.
MuS: ERLANGEN, UB: Hl. Sebastian, Zeichnung. NÜRNBERG, GNM: Hl. Birgitta von Schweden; Veitsaltar aus der Augustinerkirche, dat. 1487(?).
Lit.: Thieme-Becker; Murr, Journal, T. 15, S. 42; Murr, 1801; Neudörfer-Lochner, 1875, S. 136f.; Hampe, Rv. I, 682; Gümbel, 1906, S. 343f.; Chr. Rauch, Die Trauts, in: Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 79, 1907; Friedrich Lahusen: Der Hochaltar der ehemaligen Augustiner-Kirche St. Veit in Nürnberg, Diss. Freiburg i. Br. 1957; C. Jöckle, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz 88, 1990, S. 69-87; Strieder, 1993; Löcher, 1997; Heilsbronn. Ein Zisterzienserkloster in Franken. Hrsg. von Paul Geißendörfer. Heilsbronn 2000; Scholz, Glasmalerei 2002, S. 66f., 563; Deutsche Gemälde im Städel 1300-1500, beab. von Bodo Brinkmann und Stephan Kemperdick (Kataloge der Gemälde im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt/ Main, IV), Mainz 2002; Lata, 2005; Ausk. Karl Kohn.
Ausst.: 1971/3 Nr. 93; 1983/22; 2004/1, S. 61.
( zitiert aus dem Nürnberger Künstlerlexikon, Herausgegeben von Manfred H. Grieb. Sabine Lata)
Stil: Spätgotik