Hans (Johann)
Carl

Architekt, Baumeister, Kupferstecher, Radierer, Ingenieur, Zeugmeister, Waffenkünstler, Feuerwerker

geb. Nürnberg, 13. Jan 1587

gest. Nürnberg, 14. Jun 1665

Grab Nr. D 19a auf dem Johannisfriedhof, Epitaph dat. 1651, noch vorhanden.
Sohn des Peter, Baumeister. ∞ I) 1615 Ursula Koch († 1635); II) 1637 Magdalena Catharina Bosch, drei Söhne, vier Töchter. Lehre als Zinngießer. Zeichnerische Ausbildung bei seinem Vater, anschließend bei Jakob Wolff d. Ä. für Perspektive, seit etwa 1609 beim Ulmer Rechenmeister und Ingenieur Johann Faulhaber, der ihn in Perspektive, Radieren und Feldmeßkunst weiter unterwies. 1610 fertigte Carl für dessen Publikation „Newe Geometrische und Perspectivische Inventiones“ Stiche, die er mit H.C.N. (Hans Carl Nürnberg) signierte. Im gleichen Jahr Aufenthalt in Holland, wo er sich im Festungsbau, im Artilleriewesen und in der Feuerwerkskunst zunächst bei Moritz von Oranien weiterbildete, anschließend in kurbrandenburgischen Diensten beim Ingenieur und Obristen Meinhard von Schönberg. Ab 1614 im städtischen Dienst in Nürnberg, 1615 Festungsbaumeister, 1617 Baumeister im Almosenamt, 1631-65 Zeugmeister, 1633-65 Genannter. Als Festungsbaumeister und Zeugmeister prägte er ein halbes Jh. entscheidend das Militärwesen der Reichsstadt. Seine hinterlassenen Handschriften und Zeichnungen zeugen auch von einer intensiven theoretischen Beschäftigung mit modernen Befestigungswerken und Schlachtanordnungen nach niederl. Vorbild. Der Ausbau der Stadtbefestigung und des Artilleriewesens gewann während des 30jährigen Krieges (1618-48) besondere Bedeutung. Nachstehend die wichtigsten Verteidigungswerke, die von ihm geplant wurden oder unter seine Mitwirkung entstanden: 1619 Verstärkung der Zwingermauer in Regensburg; 1621 Planung einer bastionären Befestigung für Rothenburg/Tauber (nicht ausgeführt); 1622 Pläne für eine Verstärkung der Verteidigungsanlagen für den Vorort Gostenhof b. Nbg.; 1629; Wehrkirche in Ottensoos verstärkt, 1629; teilweise Wiederherstellung der ansbachischen Festung Wülzburg, 1655-58. Zu seinen zivilen Ing.-Leistungen zählen: 1616-22 Mitarbeit beim Rathaus in Nürnberg; 1620/21 die von Pferden getriebene Roßmühle; 1625 Begutachtung eines Turms in Oettingen; 1627-30 Dreifaltigkeitskirche in Regensburg, die ein Höhepunkt seines Schaffens war; 1636 Reparatur des Spitaltores in Hersbruck; Planung weiterer Mühl- und Wasserwerke in Nürnberg, 1640 Rotschmieddrechselmühle auf der Kleinen Insel Schütt, 1643 Blausternwerk am Sterntor; 1650 einen „Musenberg“ mit fließendem Wasser für den schwed. General Karl Gustav, der später in Stockholm gezeigt wurde. 1624 arbeitete er als Feldmesser, dabei entstanden eine Planaufnahme des Johannisfriedhofs mit Siechkobel und mehrere Karten des Nürnberger Landgebietes. Ferner lieferte er 1624 Baupläne für die Kirche in Hersbruck, 1625 Zeichnungen zu einem Bergrutsch in Ebermannstadt, 1633 Pläne der Festung Lichtenau. Er fertigte auch Pläne 1645 für Engelthal und 1661 für Röthenbach. Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Gestaltung und Einrichtung von Feuerwerken. Für seine Arbeit entwarf und fertigte er mathematische Instrumente und legte eine Miniatur-Kriegsgeräte-Modellsammlung an, das sog. Kleine Zeughaus, mit Waffen, Lafetten und über 100 Miniatur-Kanonen, die sich heute im GNM befinden. 1633 erwarb er für 1600 fl. das Haus Pfannenschmiedsgasse 6, das einen Hof und zwei Seitenflügel hatte und 1665 von seiner Witwe Magdalena Catharina um 1300 fl. an den Sohn Magnus verkauft wurde. Panzer verzeichnete sein Portrait in mehreren Varianten. Sein Nachfolger als Zeugmeister wurde sein Sohn Magnus und später sein Enkel Johann Daniel.

MuS: ESCHENBACH, Ebner-Archiv.
INGOLSTADT, Bayer. Armeemus.
LEIDEN, Leger-Mus.
MÜNCHEN, BStB. NÜRNBERG, GNM: Galileischer Proportionszirkel, 1630; Modellsammlung von Waffen und Kriegsgerät; Zeichnungen. –, MStN: Plan über Befestigungsanlagen von Rothenburg; Federzeichnung: Brunnenanlage für Chr. Fürer, 1624. –, LkA: Plan Johannisfriedhof, 1624; –, StAN: Pläne Gostenhof; Wülzburg.
REGENSBURG, Dreieinigkeitskirche: Baupläne und Holzmodell, Befestigungsplan. ROTHENBURG/Tauber, StadtA: Befestigungspläne. WIEN, Österr. Nat.-Bibl.: Handschriften.

Lit.: NDB; AKL; Thieme-Becker; Doppelmayr, 1730; Trechsel, 1735; Meusel, 1778; Roth, 1802, S. 33; Neudörfer-Lochner, 1875, S. 214; Barock, 1962; Abeler, MdU, S. 112; Broda, 1996; Fleischmann, 1998; Stadtlexikon 2000; Kohn, NHb Lorenz.

Ausst.: 1952/5; 1982/6; 1986/4; 1996/1.

(zitiert aus dem Nürnberger Künstlerlexikon, Herausgegeben von Manfred H. Grieb)

Stil: Barock

Zeit: 17. Jh.