Tobias
Weiß

Bildhauer, Maler

geb. Krottenbach b. Nürnberg, 04. Apr 1840

gest. Nürnberg, 29. Feb 1929

Besuch der Kunstgewerbeschule Nürnberg, dort Schüler von Peter Lenz. 1862-63 Lehrer an der Kunstgewerbeschule, von 1871-1911 Lehrer an der Städt. Bauschule (Baugewerkschule) in Nürnberg.

1882 restaurierte er die Figuren des Männleinlaufens an der Frauenkirche. Er war wohl identisch mit dem Bildhauer Weiß, der anlässlich des großen Gesangsfestes zusammen mit anderen das Spittlertor dekorierte. 1873 wohnte er in der Hinteren Sterngasse 22, 1875 in der Waizenstraße 17 (Karl-Grillenberger-Straße), 1878/81 in der Bayreuther Straße 19, 1906 in der Eichendorffstraße 6.

Werke: Gedenkmedaillen für Hans Frhr. von Aufseß; Johann Christoph Erhard; Karl Emil von Gemming. Verz. s. Erlanger/Fischer 2000.

MuS: NÜRNBERG, MStN: 4 Werke.

Lit.: Thieme-Becker; Priem, 1875, S. 633; AdBK, 1933; Bernhard J. Huber und Hans R. Mackenstein: Das Männleinlaufen an der Frauenkirche in Nürnberg, in: Deutsche Gesellschaft für Chronometrie, Bd. 44, Jahresschrift 2005, S. 145.
Ausst.: 1912/1; 1980/2.

(zitiert aus dem Nürnberger Künstlerlexikon, Herausgegeben von Manfred H. Grieb)

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Hans Werner Kress,
Tobias Weiß (1840 – 1929),
Ein Leben zwischen Kunst und Handwerk, in Geschichtsverein Fürth (Hrsg.), Fürther Geschichtsblätter, 3/2012, 62. Jahrgang, S. 59-78

Tobias Weiß wurde am 4. April 1840 im Hirtenhaus zu Krottenbach geboren. Bescheiden, ja ärmlich ging es im Haushalt des Gemeindehirten mit den sechs Kindern zu. Zu allem Unglück für den kleinen Tobias starb seine Mutter, als er gerade drei Jahre alt war. (...)

Die erste tiefere künstlerische Prägung erfuhr Tobias Weiß in Fürth bei Christian Frank, dem Inhaber einer Kunstdrechlerei und Elfenbeinschnitzerei in der Blumenstraße.(...)

"In der Frankschen Familie wurde ich wie ein eigenes Kind aufgenommen und fühlte mich sofort wie zu Hause. Ich tat willig alle häuslichen Arbeiten, die mir zugewiesen wurden, putzte die Schuhe der Famiie, führte die zwei Kinder spazieren und so lebte ich mich rasch ein. Dann ging ich zur Schule. Da hatte ich freilich viel nachzuholen, denn in Krottenbach kam ich sommers wenig zur Schule. Ich saß zuerst auf der drittletzten Bank, rückte aber jede Woche vor und brachte es bis zum zweitbesten Schüler" (Zitat aus dem "Lebensrückblick" von Tobias Weiß) (...)

Nach dem Ende der Schulzeit trat er als Lehrling in die Werkstatt seines Pflegevaters ein, wo sechs bis zehn Gesellen und drei Lehrlinge arbeiteten, die zugleich auch im Hause wohnten und verköstigt wurden.(...)

Im Sommersemester 1856/57 wechselte Tobias Weiß an die Kunstgewerbeschule in Nürnberg, wo er erfolgreich Bildhauerei, Malerei, Architektur und anatomisches Zeichnen studierte.(...)

Zu den Lehrern des erfolgversprechenden Schülers gehörte Peter Lenz, der später die "Beuroner Kunstschule" begründete. Beide waren zeitlebens befreundet.(...)

Von der Regierung von Mittelfranken wurde Tobias Weiß am 18. Juni 1862 als bezahlter Assistent an der Kunstgewerbeschule angestellt. (...)

Nach einem Jahr gab Tobias Weiß wegen geringer Bezahlung die Assistentenstelle wieder auf. Für das vierfache Gehalt ging er zurück nach Führt. Bei Frank machte er nun allerlei Entwürfe und Modelle für Holzschnitzereien und unterrichtete die Gesellen und Lehrlinge im Modellieren.
Weit über ein Jahr blieb Tobias Weiß in Fürth.(...)

Im März 1865 übersiedelte er dann nach München, obwohl sich seine Berufung an die dortige Kunstgewerbeschule zerschlug. In dieser Münchner Zeit traf er mit Wilhelm Leibl zusammen, der ihn als nachdenklichen jungen Mann mit Zigarre in der Hand portraitierte. (...)

1866 brach der Krieg mit Preußen aus. Im 12. bayerischen Infanterieregiment macht Tobias Weiß die Kämpfe von Bad Kissingen bis Würzburg mit. Dadurch ging im vorerst eine Auftrag aus Bad Doberan für drei große Kanzelreliefe und Engelsfiguren verloren. Auch die ihm zum 1. Juni dieses Jahres angetragene Stelle als Lehrer für Freihandzeichnen und Modellieren in der thüringischen Uhren- und Tabakspfeifenstadt Ruhla konnte er nicht antreten. (...)

Erst am 12. Januar 1867 zog er in Ruhla auf, wurde verpflichtet und vereidigt und wollte nach drei Wochen aus dem ringsum von Bergen umgebenen Städtchen wieder weg. Er blieb dann aber doch vier Jahre, bis er als Lehrer an die Baugewerbe - und die königliche Industrieschule nach Nürnberg berufen wurde.(...)

Hier in Nürnberg blieb Tobias Weiß, beging sein 25-jähriges Dienstjubiläum und wurde nach 39 Dienstjahren 1910 pensioniert. Eine Bewerbung auf die Professur für ornamentale und dekorativ-figürliche Plastik an der Kunstgewerbeschule 1875 blieb unberücksichtigt.(...)

Stil: Historismus

Zeit: 20. Jh., 19. Jh.