Wolfgang (Wolff) d. Ä
Endter

Verleger, Buchdrucker, Buchhändler

geb. Nürnberg, 04. Jul 1593

gest. Nürnberg, 17. Mai 1659

* 4. get. 5. 7. 1593 Nürnberg – † 17. begr. 21. 5. 1659 Nürnberg,

Grab Nr. P 122 auf dem Johannisfriedhof, Epitaph dat. 1631, noch vorhanden. Sohn des Georg d. Ä. ∞ I) 28.11.1620 Maria Öder (* 10. get. 11.5.1597 – † 14. begr. 19.10.1657), acht Söhne, zwei Töchter, davon drei Söhne und eine Tochter überlebend; II) 18.8.1658 Anna Regina Schubart (get. 28.4.1622 – begr. 4.8.1661). Ausbildung als Drucker und Buchhändler im väterlichen Geschäft. 1612 war er Druckergeselle in Herborn, im selben Jahr erhielt er von seinem Vater die 1602 erworbene Druckerei der Katharina Dietrich, 1621 (nicht 1618) übernahm er das väterliche Geschäft allein. 1619-55 erscheint er als Buchdrucker, 1638-54 als Buchführer im Ämterbüchlein. 1637-59 Genannter. Seine Setzerei war auch für den Druck in griechischer und hebräischer Sprache eingerichtet. Die umfangreiche Drucktätigkeit mit zuletzt neun Pressen in drei Druckereien führte zur Einrichtung einer Schriftgießerei für den eigenen Bedarf. Er unterhielt Niederlassungen in Frankfurt und Leipzig. Auf seinen geschäftsbedingten Reisen wurde er mehrfach überfallen und ausgeplündert, einmal auch gefangengenommen und verschleppt. Das seinerzeit bedeutende Kalendergeschäft wurde, wie bereits von seinem Vater, von ihm bewußt gepflegt, viele bekannte Kalendermacher arbeiteten für ihn. 1629 begann er mit dem Druck von Luther-Bibeln, für die er und seine Nachfolger im 17. und 18. Jh. zu einem der bedeutendsten Hersteller wurden. Daneben gab er Erbauungsliteratur und Schulbücher heraus, auch besaß er ein kurfürstliches Privileg für sämtliche Schulbücher im Kurfürstentum Sachsen. Sein bedeutendstes Verlagswerk war die im Auftrag des Herzogs Ernst III. von Weimar herausgegebene bebilderte „Kurfürstenbibel“ von 1641, auch Weimarer Bibel genannt, welche 1768 ihre 14. und letzte Auflage erreichte. Die 1656 von ihm herausgegebene Nürnberger Hausbibel war in ganz Franken verbreitet und erreichte bis 1770 zwanzig Auflagen. Am 17.6.1651 wurde Wolf Endter d. Ä. von Kaiser Ferdinand III. in den erblichen Adelsstand erhoben, was vom Nürnberger Patriziat jedoch ignoriert wurde, er führte den Titel in Nürnberg nicht.
1651 stiftete er das Grab E 24 für Buchdruckereiverwandte, d.h. für Buchdrucker-, Setzer- und Schriftgießergesellen auf dem Johannisfriedhof; das schöne Epitaph ist heute noch vorhanden. 1658 stiftete er der Sebalduskirche eine fünfteilige Abendmahlsgarnitur mit zwei großen Kannen, einem Kelch mit Hostienteller und einer Hostiendose. Am 21.6.1623 kaufte er mit seiner Frau Maria um 3200 fl. ein Anwesen am Nadlersgraben. Am 24.11.1624 erwarb er von Anna Maria Keltsch um 5400 fl. und 50 fl. Eigenschaft (1000 fl. Hypothek) sowie 2000 fl. Gatterschaft (2. Hypothek) ein Anwesen hinter dem Tuchhaus (Winklerstraße 3). Am 25.8.1645 kaufte er das Anwesen des Georg Endter d. J. beim Wöhrdertürlein um 2344 fl., das er am 8.4.1652 um 3400 fl. wieder verkaufte. Am 14.5.1650 kaufte er um 8000 fl. das Haus Winklerstraße 5, das seinerzeit zu den wertvollsten Bürgerhäusern zählte. 1630 erwarb er um 825 fl. die Papiermühle in Wendelstein, kurze Zeit später die Papiermühle in Hagenhausen, weiter besaß er Papiermühlen in der Oberpfalz, in Ravensburg und in Wangen im Allgäu. Sein von Simon Bornmeister verfaßtes Trauergedicht befindet sich in der StadtBN (Will II, 721.4°). Panzer verzeichnete sein Portrait, 1593 wurde ein Taufschilling geprägt. Seine Witwe heiratete am 12.3.1660 Zacharias Heinlein, Leutnant. Seine Söhne Christoph und Paul erbten Druckerei und Handlung und führten das Geschäft bis 1674, anschließend bis 1680 Christophs Tochter Anna Maria. 1680 vereinigten Wolfgang Moritz, ein Enkel, und Johann Andreas, ein Neffe des Wolfgang d. Ä., die Endterschen Firmen für kurze Zeit wieder. 1684 wurden die Geschäfte wieder getrennt, Wolfgang Moritz übernahm die 1652 angegliederte Dümlersche Druckerei und die Schriftgießerei, Johann Andreas führte das Stammgeschäft weiter.

MuS: NÜRNBERG, StadtB. –, GNM. –, LkAN.

Lit.: ADB; NDB; Doppelmayr, 1730; Imhoff II, 1782, S. 737; Will, GL V, S. 285; Roth, 1802; Mitt. a. d. StadtBN Jg. 4, H. 4, Januar 1956; Benzing, 1963; Sporhan-Krempel/Wohnhaas, 1973; Jamnitzer, 1985; Zahn, DI-N Nr. 4127; Grieb, Buchgewerbe 2003.

Ausst.: 1957/19; 1967/9; 1970/5; 1984/4; 1984/5; 2002/1 Nr. 91.

(zitiert aus dem Nürnberger Künstlerlexikon, Herausgegeben von Manfred H. Grieb)

Zeit: 17. Jh.