Hermann
Kesten

Schriftsteller

geb. Podwoloczyska / Galizien, heute Ukraine, 28. Jan 1900

gest. Basel, 03. Mai 1996

Sohn des Isaak (1871-1918), Kaufmann. ∞ Nürnberg 20.12. 1928 Toni Warowitz (* 1904 – † 1977).

Seine Kindheit und Jugend verbrachte Kesten in Nürnberg.
Nach dem Besuch der Bismarckschule 1906-10 und des Alten Gymnasiums 1910-19 studierte er 1919-23 an den Universitäten Erlangen und Frankfurt/Main.

Ab 1927 war er Cheflektor des Kiepenheuer-Verlages in Berlin, bis er 1933 als Jude Deutschland verlassen musste.

1933-40 betreute er die Herausgabe deutschsprachiger Autoren im Rahmen des Allert de Lange Verlags Amsterdam und emigrierte 1940 nach New York; ab 1953 lebte er vorwiegend in Rom.

Kesten war 1972-76 Präsident des deutschen PEN;

1995 stiftete er das Preisgeld für den ersten Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis.

Er war Träger des Kulturpreises der Stadt Nürnberg (1954), des Nelly-Sachs-Preises (1977), der Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultäten der Universität Erlangen-Nürnberg (1978) und der Ehrenbürgerwürde der Stadt Nürnberg (1980).

Seine Statue befindet sich in der Stadtbibliothek im Katharinenkloster, 1988 geschaffen von Wilhelm Uhlig.

Werke: Verz. s. Ulf von Dewitz/Wolfgang Buhl (Hg.): Ich hatte Glück mit Menschen.
Zum 100. Geburtstag des Dichters Hermann Kesten (Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 24), 2000.
Lit.: Buhl, 1971; Ulf von Dewitz (Hg.): Unter uns – Hermann Kesten – Gedenkveranstaltung der Stadt Nürnberg am 14. Juli 1996 (BZ-Materialien 4),

Clemens Wachter

(zitiert aus dem Nürnberger Künstlerlexikon Herausgegeben von Manfred H. Grieb)

______

Im Café betrog ich den Müßiggang der anderen mit meiner Arbeit.

(Hermann Kesten / "Der Dichter im im Café, Ausgabe bei ars vivende, 2015, S. 12)

______


Keine Stadt ist mir fremd, ich brauche mich nur in ein Café zu setzen, schon fühle ich mich zu Hause. Der Müßiggang verbindet die Menschen. Ich ziehe es vor, angesichts müßiger Menschen zu arbeiten, statt angesichts arbeitender Menschen müßig zu sein. Ich beobachte mit Vergnügen, wie sie vergnügt sind. Verliebt gewahre ich die Verliebten. Lachend nehme ich an ihrem Gelächter teil.

(Hermann Kesten / "Der Dichter im im Café, Ausgabe bei ars vivende, 2015, S. 14)

______

Mein literarisches Kaffeehaus ist nur ein Symbol für die Macht der Vernunft. Ich verspotte nur die falschen Vorurteile, die falschen Legenden in der Literatur, die falschen Vorstellungen von der Zivilisation oder gar der Kultur, wie man in Deutschland sagt. Ich verspotte die falsche Figur des Dichters und den Aberglauben und Irrationalismus oder die Vorstellung, dass die Kunst, das freiste Spiel der Vernunft, am besten ohne Vernunft gedeihe.


(Hermann Kesten / "Der Dichter im im Café, Ausgabe bei ars vivende, 2015, S.165)


Zeit: 20. Jh.