Georg Philipp
Harsdörffer

Dichter, Kunstsammler, Patrizier, Ratsherr

geb. Fischbach b. Nürnberg, 01. Nov 1607

begr. Nürnberg, 17. Sep 1658

 * 1. get. 2. 11. 1607 Fischbach b. Nürnberg – begr. 17. 9. 1658 Nürnberg

Grab Nr. D 60a auf dem Johannisfriedhof, Epitaph um 1657, noch vorhanden.
Sohn des Philipp II. ∞ 9.6.1634 Susanna (* 1616 – † 17.12.1646), Tochter des Hans Sigmund Fürer, fünf Söhne, drei Töchter. Besuch des Nürnberger Gymnasiums, 1623-26/27 Studium der Philosophie, Philologie, Mathematik, Naturwissenschaften und Rechtswissenschaften in Altdorf und Straßburg. Anschließend vierjährige Bildungsreise mit Christoph Fürer nach Genf, Frankreich, Niederlande, England und Italien. 1631 Rückkehr nach Nürnberg. Zunächst im Verwaltungsdienst, 1634 Assessor am Untergericht, 1637-55 am Stadtgericht. 1635-58 Genannter, 1655 Ratsherr. Sein Wissensdurst war grenzenlos, Architektur, Mathematik, Mechanik, Optik, Astronomie, Philosophie und Theologie gehörten zu seinen Interessengebieten, dazu Malerei, Musik und Dichtung. Harsdörffer scheint außerordentlich belesen gewesen zu sein. In seinem Hauptwerk „Die Frauenzimmer-Gesprächsspiele“, 8 Bde., 1642-48, wurden mehr als 800 zitierte Werke festgestellt. Seine Sprachkenntnisse ermöglichten ihm die Lektüre fremdsprachiger Literatur und auch deren Übersetzung.

Sein „Poetischer Trichter“ ist eine der bedeutendsten Poetiken der Barockzeit und ist als „Nürnberger Trichter“ sprichwörtlich geworden. Harsdörffer zählte zu den meistgedruckten Dichtern seiner Zeit. Bemerkenswert ist sein „Denkring der Teutschen Sprache“, den er in seiner „Deliciae Mathematicae et Physicae – Der Mathematischen und Philosophischen Erquickstunden Zweyter Teil“ veröffentlichte. Die fünf drehbaren konzentrischen Scheiben enthalten auf der innersten Scheibe 48 Vorsilben, auf der äußersten Scheibe 24 Nachsilben, die drei mittleren Scheiben enthalten 60 Anfangsbuchstaben oder Konsonantenkombinationen, gefolgt von 12 Stammvokalen oder -diphtongen und von insgesamt 120 Konsonanten oder Kombinationen davon. Durch Drehen der Scheiben erfolgt die kombinatorische Bildung aller möglichen monosyllabischen Stammwörter nach der Stammwörtertheorie von Georg Justus Schottelius. Insgesamt sind dadurch 97.209.600 aller existierenden und denkbaren Wortbildungen möglich. Die Devise von Harsdörffers Schaffen war das horazische „Nützen und Ergötzen“. Seine literarischen Arbeiten umfassen etwa 20.000 Druckseiten. Darunter befinden sich auch viele geistliche Lieder. In späteren Jahren gab er verschiedene Kartenspiele heraus, von welchem das astronomische erhalten ist; ein Exemplar befindet sich im GNM. 1644 verfaßte er zusammen mit Johann Klaj anläßlich einer Doppelhochzeit das Pegnesische Schäfergedicht, gleichsam als Gründungsurkunde des Pegnesischen Blumenordens, dessen Präses er wurde; sein Ordensname war „Strephon“ (Maiglöckchen). 1642 wurde er unter dem Namen „Der Spielende“ das 368. Mitglied in der Fruchtbringenden Gesellschaft; als „Der Kunstspielende“ wurde er 1644 Mitglied in der Deutschgesinnten Genossenschaft Zesens. Panzer verzeichnete sein Portrait. Sein von Georg Strauch gemaltes Bildnis befindet sich im GNM. Der Harsdörfferplatz und die Harsdörfferstraße wurden nach ihm benannt. Sein Denkmal befindet sich im Irrhain des Pegnesischen Blumenordens bei Kraftshof.

Werke: Bibliographie seiner Werke s. Heinz Zirnbauer, in: Mitt. a. d. StadtBN, 7, 1958, H. 3, S. 2-32 u. in Philobiblion V, 1961, H. 1, S. 12-49.

MuS: NÜRNBERG, GNM; –, StadtB.

Lit.: ADB; NDB; Biedermann, 1748 Taf. CLIV B; Doppelmayr, 1730; Trechsel, 1735; Will, GL II, S. 34-39 u. VI, S. 29f.; Hampe, 1900; F. T. Schulz, in: GNM M, 1907; W. Kayser: Die Klangmalerei bei Harsdöffer, 1932; P. Strieder, in: Frankenspiegel 2, 1951; Bock, in: MVGN 53, 1965; Zirnbauer, in: Buhl, 1971; Wölfel, 1971, S. 50; H. Waibler, in: GNM A, 1975; Pilz, 1977; Abeler, MdU, S. 257f.; I. M. Battafarano (Hrsg.): Georg Philipp Harsdörffer, Bern u.a. 1991; Jürgensen, 1994; Erlanger/Fischer, 2000; Stadtlexikon 2000. Ausst.: 1957/1; 1959/8; 1968/3; 1970/3, –/5; 1998/11, S. 232.

Hans Recknagel


Stil: Barock

Zeit: 17. Jh.