Jakob Daniel
Burgschmiet

Erzgießer, Bildhauer, Medailleur

geb. Nürnberg, 11. Okt 1796

gest. Nürnberg, 07. Mrz 1858

Weitgehend Autodidakt, arbeitete er an der Restaurierung des Schönen Brunnens mit (1821 bis 1824).
Burgschmiet arbeitete hauptsächlich nach fremden Entwürfen: das Dürerdenkmal in Nürnberg nach Christian Daniel Rauch, das Beethovendenkmal in Bonn und die Statue Karls IV. in Prag jeweils nach Ernst Julius Hähnel.
Durch Förderung von Reindel, Campe und Heideloff erhielt er einen Lehrauftrag für Bildhauerei an der Polytechnischen Schule in Nürnberg. Bedeutend ist die von ihm 1850 gegründete, noch heute bestehende Erzgießerei, die Großaufträge nach fremden Entwürfen ausführte.

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Eintrag aus dem Nürnberger Künstlerlexikon

Herausgegeben von Manfred H. Grieb.

Burgschmiet, Jakob Daniel
Erzgießer, Bildhauer, Medailleur, Drechsler, Dekorationsmaler,
* 11. 10. 1796 Wöhrd b. Nbg. – † 7. 3. 1858 Nürnberg, Grab Nr. F 33 auf dem Johannisfriedhof, Epitaph dat. 1834, noch vorhanden. Sohn des Christoph Gottlieb (* 1764), Steinbildhauergeselle. ∞ 22.11.1821 Anna Margaretha (* um 1800 – † 15.1.1874), Tochter des Ericus Lutz aus Luxemburg, ein Sohn, eine Tochter. Bereits als Kind verwaist, war er mit Kolorierarbeiten für Bilderbogen-Verlage, mit Schnitzarbeiten für Brillenfutterale und der Herstellung von Holzspielzeug beschäftigt. 1807-11 Lehre als Spielwarendrechsler bei Andreas Meichel, dort Geselle bis 1816. Er arbeitete zunächst als Miniaturmaler und Mechanikus, wobei er sich durch die Herstellung komplizierter Kindertheater auszeichnete. 1818-19 fertigte er mit Georg Paul →Buchner und Andreas Meichel mechanische Puppen und betrieb ein Automatentheater. 1820 Deutschland-Tournee (Berlin, Dresden, Leipzig, München). 1821 Niederlassungsgesuch als „Mechanikus und Maler“ in Nürnberg; erst Aufnahme als Schutzbürger, 1828 Bürgerrecht. 1821 besuchte er die Nürnberger Kunstschule unter Albert →Reindel und bildete sich autodidaktisch zum Bildhauer weiter, wobei er durch Friedrich →Campe und Karl Alexander →Heideloff gefördert wurde. Sein erster öffentlicher Auftrag waren drei fast lebensgroße Figuren für das 1821/22 umgebaute Waisenhaus in Nürnberg nach Entwürfen Heideloffs (nicht erhalten). Um 1821 Restaurierung der Kreuzwegstationen von Adam →Kraft in Nürnberg-St. Johannis (GNM Nürnberg). 1822-24 war er mit Gottfried →Rotermund und Ernst von →Bandel unter der Leitung Albert Christoph →Reindels als Bildhauer bei der Restaurierung und Ergänzung des Schönen Brunnens tätig; 1824/25 unter Heideloff Mitarbeiter bei der Restaurierung und Neueinrichtung der Jakobskirche in Nürnberg. 1825/26 schuf er die lebensgroße Sandsteinfigur Philipp →Melanchthons nach einem Entwurf Heideloffs vor dem Nürnberger Gymnasium auf dem Egidienberg, 1823 das Standbild Adolfs von Nassau am sog. Nassauerhaus in Nürnberg (1945 zerstört), 1824 eine Kolossalbüste Albrecht →Dürers (nicht erhalten). 1825 erster eigener Bronzeguß: Kopie einer Bildnisbüste König Max I. Joseph von Bayern nach Johann Baptist Stiglmayer (München, BNM). 1826/28 fertigte B. das Modell nach Zeichnungen Heideloffs zum Bronzegrabmal für Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach († 1808) im Dom zu Bamberg; Guß durch M. →Rupprecht, Nürnberg. 1827/28 schuf er das Bildnis-Medaillon Dürers nach einem Entwurf Heideloffs über der Tür des Dürerhauses in Nürnberg. Von 1826 bis zum Tod hatte er einen Lehrauftrag für Bildhauerei an der Polytechnischen Schule Nürnberg. Um 1826 kaufte er das Haus S. 717 (Paniersplatz 29). Vom Mai bis Oktober 1828 vervollkommnete er seine Ausbildung beim Kunstgießer Charles Crossatière in Paris, was von der Stadt Nürnberg finanziert wurde. 1829 gründete er eine Erzgießerei in der Rotschmiedsgasse in Nürnberg, die er um 1837 in das eigene Anwesen S. 1073 (Untere Talgasse 2) verlegte. 1835/36 schuf er Modelle und Figuren des Hochaltars und der Kanzel im Dom zu Bamberg. 1839 war er auch für die Steinarbeiten der Evangelistenreliefs für den Kanzelkorb und die Standfiguren der 12 Apostel am Geländer des Kanzelaufgangs für neue Kanzel in St. Lorenz in Nürnberg vorgesehen. Zu dieser Zeit war er jedoch mit größeren Gußaufträgen beschäftigt, so daß diese Arbeiten dem Meininger Hofbildhauer Ferdinand →Müller übertragen wurden. 1840 Bronzeengel für den Hauptaltar der Lorenzkirche nach Entwurf Heideloffs (seit 1951 Feucht, St. Jakob), 1844/45 Büste Bürgermeister Friedrich Scharrer für den Nürnberger Bahnhof der Ludwigs-Eisenbahn. Ab 1840 trat seine bildhauerische Tätigkeit zugunsten seiner Gußarbeiten zurück. Er fertigte zahlreiche Güsse nach Modellen anderer Künstler, u.a.: 1837-40 Dürer-Denkmal von Christian Daniel →Rauch für den Albrecht-Dürer-Platz in Nürnberg, 1843/45 Beethoven-Denkmal von Ernst Julius Hähnel für Bonn, Bronzetüren der Goethe-Galerie von Bernhard Neher und Angelica Facius (Weimar, Schloß) und Grabmal General von Theobald (Nbg.-Gostenhof, Militärfriedhof), 1848/52 Statuen Kaiser Karls IV. von Hähnel für Prag, des badischen Ministers Winter von Franz Xaver Reich für Karlsruhe und Martin Luthers von Ferdinand Müller für Möhra bei Eisenach (Aufstellung 1861), 1856 das Radetzky-Denkmal von Christian Ruben und Joseph und Emanuel Max für Prag (1858 enthüllt, 1945 geschleift). Für die Münchener Industrie-Ausst. 1854 schuf er einen Erzpokal nach eigenem Entwurf mit Figürchen berühmter Nürnberger Gießer (verschollen). Die Gußwerkstatt Burgschmiets war eine der leistungsfähigsten ihrer Zeit. Zu seinen wichtigsten Schülern zählten Georg →Howaldt und Wilhelm Pelargus. 1855 Verleihung der goldenen Medaille des kgl. bayer. Zivilverdienstordens durch Maximilian II. von Bayern. Um 1850 verlegte er die Gießerei in die Vorstadt St. Johannis, Burgschmietstraße 14, wo sein Schwiegersohn Christoph →Lenz mit ihm arbeitete und 1855 die Werkstatt ganz übernahm. Sein von Georg →Schmidt 1840 gemaltes Bildnis befindet sich im Besitz der MStN, ebenso zwei weitere und signierte Bildnisse des Ehepaares. Die Burgschmietstraße wurde nach ihm benannt.

Werke:
ANSBACH: Denkmal für Johann Peter Uz, 1824.

BAMBERG, Altenburg, Kapelle.: 4 Hochrelieffiguren, 1835.

FEUCHT, ev. Pfarrkirche: 6 Leuchterengel, 1840.

GRÄFENBERG/ Lkr. Forchheim, Stadtpfarrk..: Kruzifix, Holz, 1832.

HELMBRECHTS, St. Joh. Bapt.: Abendmahlsrelief, Holz, 1849.

HERSBRUCK, Dt. Hirten-Museum: Bronzebüste Joh. Scharrer, 1845.

MÜNCHEN, BNM: Bronzestatuetten, Selbstbildnis, 1855 und Rektor Romig, 1858.

NÜRNBERG, Egidienplatz: Melanchthon-Denkmal, 1826; –, Albrecht-Dürer-Platz: Dürer-Denkmal, 1840. –, Dürer-Gymnasium: Statuetten Johannes →Regiomontanus, Albrecht Dürer und Peter →Vischer, 1825/26. –, Johannisfriedhof: Grabmäler Conrad →Grübel, 1836; Georg Paul →Amberger, 1842; F. →Scharrer, 1844; A. Chr. →Reindel, 1855. –, Priv.-Bes.: Skizzenbuch; Fremdenbuch der Gießerei Lenz.
MuS: NÜRNBERG, MStN, Zeichnungen: Bildnis G. P. Buchner, 1818; Wassertor in Wöhrd, 1821. Ge­dächtnismedaille zum 300. Todestag Albrecht Dürers, 1828; –, Reduktion der sog. Nürnberger Madonna, Alabaster, 1824. –, GNM: Sockel für einen Bronzeputto der Vischer-Werkstatt, vor 1840; –, Dürer-Gymna­sium: Bronzestatue, 94 cm, sign. Burgschmiet, 1832.

Lit.: AKL; Thieme-Becker; Sitzmann, 1983; Th. Hampe, in: Lebensläufe aus Franken 4, 1930; Jegel, 1952; Pilz, Jakobskirche; Mende, Dürer-Medaillen; Johannisfriedhof, 1991; Erlanger/Fischer, 2000; Masa, Freiplastiken, 25, 42; Stadtlexikon 2000.

Ausst.: 1924/1; 1841/2; 1940/1; 1942/1; 1954/3; 1963/25 EA; 1971/8 Nr. 12, 28, 37, 44.
Matthias Mende


Zeit: 19. Jh.