Georg
Pencz

Maler, Zeichner, Kupferstecher, Reißer für Holzschnitte

geb. Windsheim ?, um 1502

gest. Breslau, Okt 1550

Maler, Kupferstecher und Zeichner, stark von der italienischen Malerei beeinflusst, kann ebenfalls in der Dürernachfolge betrachtet werden. Als Porträtist vom Nürnberger Rat hoch geschätzt.

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* um 1500/02 evtl. Windsheim, wo 1555 noch Verwandte von ihm lebten – † Okt. 1550 Leipzig oder Breslau. ∞ Nürnberg vermutl. 18.5.1529 Margaretha, Tochter des Michael Graff, Maler; 13 Kinder.

Am 8.8.1523 erwarb er das Bürgerrecht und zahlte 4 fl. Möglicherweise war er bereits 1521 mit anderen Malern mit der Neuausmalung des Rathaussaales nach Albrecht Dürers Entwürfen beschäftigt, doch wird dies erst durch spätere Quellen überliefert. Am 26.2.1525 wurde er wegen atheistischer und anarchistischer Äußerungen als „gottloser Maler“ zusammen mit den Brüdern Sebald und Barthel Beham aus der Stadt gewiesen, ein Aufenthalt in Windsheim wurde ihm kurz darauf bewilligt. Auf Fürbitten Melchior Pfinzings erhielten die Maler mit dem Rv. vom 16.11.1525 die Erlaubnis zur Rückkehr. Aus der Zeit von 1526 bis 1529 und vom Anfang der 40er Jahre scheinen sich keine den Künstler betreffende Dokumente erhalten zu haben, so daß man für diese Zeitabschnitte annimmt, Pencz sei wiederholt in Italien gewesen. Dies wird nicht nur durch den Stilbefund seiner Werke nahe gelegt, auch berichten hiervon frühe Künstlerbiographen wie J. von Sandrart und J. G. Doppelmayr. Einflüsse bes. der venezianischen (Giorgione, Palma) und der florentinischen Malerei (Bronzino, Giulio Romano) lassen sich an seinem Oeuvre deutlich erkennen. Insbesondere bei seinem Deckengemälde „Sturz des Phaeton“, das er 1534 für den Hirschvogelsaal malte, ist die Kenntnis der Werke von Giulio Romano für den Palazzo del Tè vorauszusetzen. Mit einem Schreiben vom 31.5.1532 stellte sich Pencz gegen ein jährliches Wartgeld von 10 fl. in die Dienste der Ratsherren. Dieses wurde 1539 auf 24 fl. erhöht. 1533/36 arbeitete er mit anderen Malern an dem von Conrad Haller angelegten Geschlechterbuch, das der Rat später ankaufte. Er fertigte zusammen mit Sebald Beck ein Stadtmodell mit den Befestigungsanlagen, wofür ihn der Rat am 16.9.1542 mit 120 fl. entlohnte. 1548 verehrte Pencz dem Rat einen „Hieronymus“, wofür er 80 fl. bekam. Neben Arbeiten für den Rat und Nürnberger Bürger führte er auch Werke für auswärtige Auftraggeber aus. 1535 malte er die Flügelbilder zum sog. Silberaltar auf dem Wawel in Krakau. 1543 präsentierte ein Sohn des Pencz dem Nürnberger Rat ein Portrait des Antoine Perrenot de Granvelle, Bischof von Arras, wofür er ein Trinkgeld erhielt. Trotz der guten Auftragslage mußte er offensichtlich aus Geldnot am 7.3.1542 Hausrat, Kleidung und andere bewegliche Habe an seine Schwiegereltern verkaufen. Mit einer Urkunde vom 12.9.1550 wurde er zum Hofmaler des Herzogs Albrecht von Preußen bestallt. Auf dem Weg nach Königsberg dürfte er dann in Leipzig oder Breslau verstorben sein (widersprüchliche Angaben in einem Rv. und in den Totenbüchern). Pencz galt als einer der hervorragendsten Maler der Dürernachfolge, der insbesondere als Portraitist vom Nürnberger Rat sehr geschätzt wurde. Auch als Grafiker leistete er Bedeutendes, seine mit GP signierten und datierten Kupferstiche entstanden zwischen 1535 und 1547. Neben biblischen Themen aus dem Alten und Neuen Testament griff er Motive aus der antiken Mythologie und der Allegorie auf. Umstritten ist, ob die etwas früher entstandenen und stärker von Dürers Werk geprägten, mit IB signierten Blätter (ca. 1514 bis 1530) Pencz zugeschrieben werden können. Auch ist die Zuschreibungsfrage einiger Holzschnitte nicht geklärt, so ist insbesondere die Folge der sieben Planeten zu erwähnen, die neben Pencz auch Sebald Beham zugewiesen wird. Außerdem wird Pencz als Entwerfer mehrerer Einblattholzschnitte aus den 1540er Jahren genannt sowie der Buchillustrationen zur Architektur des Rivius. Panzer verzeichnete sein Selbstportrait. Die Penzstraße in Nürnberg wurde nach ihm benannt.

MuS: DARMSTADT, Hess. Landesmus. DRESDEN, Staatl. KS. ERLANGEN, UB. KARLSRUHE, Staatl. Kunsthalle. KÖLN, Wallraff-Richartz-Mus. MÜNCHEN, StGS. –, BStGs. NÜRNBERG, MStN; – GNM; –, StAN. RALEIGH/North Carolina, Mus. of. Art. STUTTGART, Staatsgalerie. WIEN, KhM. –, Albertina.

Lit.: NDB; Thieme-Becker; Doppelmayr, 1730; Winkelmann, 1842; Kurzwelly, Diss. 1894; A. Bauch, in: GNM M, 1896; Hampe, Rv.; Weiß, 1910; F. T. Schulz, in: GNM M, 1911; Heinrich Röttinger: Die Holzschnitte des Georg Pencz, Leipzig 1914, mit WV; Hans Georg Gmelin, in: Münchner Jb. der bildenden Kunst, 3. F., 17, 1966, S. 49-127, mit WV; David Landau: Catalogo completo dell'opera grafica di Georg Pencz, Milano 1978; Mende, Rathaus, 1979; U. Timann, in: GNM A, 1990; Löcher, 1997, S. 394f.; Stadtlexikon 2000; Nina C. Wiesner: Das Deckengemälde von Georg Pencz im Hirschvogelsaal zu Nürnberg, Hildesheim 2004.

Ausst.: 1839/1; 1840/1, –/6; 1906/2; 1928/2; 1952/5; 1954/3; 1959/4; 1961/8; 1966/3; 1971/3; 1984/7, –/8; 1992/1.

Katrin Dyballa
(zitiert aus dem Nürnberger Künstlerlexikon, Herausgegeben von Manfred H. Grieb)


Zeit: 16. Jh.